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7. Vaterlandsliebe.
dem Schönen erschließen. Wie schön ist es, wenn Männer, Frauen
itnd Kinder, die während der Woche des Tages Last und Anstrengung
getragen, die in ihren Wohnungen oft kaum ein Stück vom Himmel
gesehen haben, nun einmal den ganzen blauen Himmel erblicken, die
freie, frische Luft genießen und sich erbauen an Gottes bewunderns¬
werter Schöpfung! Sie nehmen von dieser schönen Feier des Sonn¬
tags den Eindruck mit nach Hause, daß die ewige Liebe Gottes sie zu
etwas Besserem geschaffen und berufen hat als git dem armen, schweren
Erdenleben.
Solche Sonntagsfeier wird den Menschen auch abhalten, seine
ganze freie Zeit im Wirtshause zu verbringen. „Freude in Ehren kann
niemand wehren"; aber das lange Wirtshaussitzen, das wüste Treiben
und Johlen ist des heiligen Tages und des Christen unwürdig. Wie
mancher sonst brave Mann ist durch diese Entheiligung des Sonntags
auf eine schiefe Bahn geraten, wie manches Hauswesen schon den
Krebsgang gegangen! Der weise Salomo ruft aus: „Sei nicht unter
den Schlemmern und Säufern; denn sie werden verarmen!"
Aber nicht nur für den einzelnen wirkt die Sonntagsentheiligung
verderblich sondern auch für das ganze Volk; es geht sittlich und wirt-
schaftlich rückwärts. Mit Recht sagt Ernst Moritz Arndt in einer seiner
kernhasten Schriften: „Dem Volke, welches keinen Sonntag mehr hat,
wird bald nichts mehr heilig sein." Es gilt also zu sorgen, soviel an
uns liegt, daß der Sonntag wieder gefeiert werde, wie er im Mittelalter
in den guten Bürgersfamilien begangen wurde: durch Ruhe und Pflege
des Geistes und Körpers, durch Erfüllung der religiösen Pflichten, durch
Fortbildung im Berufe, durch Pflege des Familienlebens und anregender
Gesellschaft und durch veredelnden Genuß der Natur. Lößl.
7. Waterlandskiebe.
a) Ein Bauer sollte beim ersten Andringen der Franzosen auf
Wien (1809) der Führer einer Truppenabteilung werden, mit der man
einen wichtigen Plan durch einen Nachtmarsch auszuführen gedachte;
der Bauer aber weigerte sich. Heftig drang der den Vortrab befehligende
französische Offizier in ihn; der Bauer blieb ruhig bei seiner Weigerung.
Der Offizier fing nun an ihn mit Versprechungen zu bestürmen und bot
ihm endlich seine reich mit Gold gefüllte Börse an; aber alles war ver¬
gebens. Inzwischen langte die Truppenabteilung selbst an und der dieselbe
führende General war sehr erstaunt den Vortrab noch anzutreffen und
wandte sich mit zürnender Frage an den Offizier. Dieser erzählte, daß
der einzige des Weges kundige Mann sich weigere ihr Wegweiser zu