Full text: Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten

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276. Der Wert der Fische. 
Fäden nebeneinander auf den Haspel zu legen und deren Zusammenkleben 
zu verhindern. Die Güte der Seide hängt hauptsächlich von der Sorgfalt 
des Abhaspelns ab; nun erst kommt das Zwirnen oder Filieren der auf¬ 
gehaspelten rohen Seide. 
Die Abfälle, welche bei dem Abhaspeln der Kokons als Florettseide 
entstehen, verspinnt man in besonderen Spinnereien zu Seidengarn, welches 
unter dem Namen Schappe vorkommt und entweder als reines Seidengarn 
oder mit Wolle vermischt zu Tüchern, Schalen, Decken, Möbel- und Kleider¬ 
stoffen verwendet wird. 
In den Seidenfärbereien werden die einzelnen Strähne, nachdem sie 
gefärbt, gewaschen und ausgewunden sind, bis zu einem gewissen Grade 
gestreckt. Durch das Strecken an Streckmaschinen gewinnt die Seide nicht 
nur an Glanz sondern auch an Dauerhaftigkeit. 
Die Seide stammt bekanntlich aus China; obwohl sie schon im frühen 
Altertum viel geschätzt und begehrt wurde, kannte man doch den Ursprung 
derselben nicht und glaubte, daß sie auf Bäumen wachse. Erst im 6. Jahr¬ 
hundert gaben griechische Mönche Aufklärung und holten aus China Eier 
der Seidenraupe, die glücklich im Dünger ausgebrütet wurden. In Griechen¬ 
land betrieb man eine geraume Zeit Seidenbau und Seidenweberei, deren 
Erzeugnisse die Venezianer in Europa einführten. In der Folge kamen 
Seidenwürmer nach Sizilien und Unteritalien, von wo aus nun die Seiden¬ 
kultur sich rasch über Süd- und Mitteleuropa verbreitete. 
Im Seidenhandel und in der Seidenindnstrie nimmt Frankreich unter 
den europäischen Staaten den ersten Rang ein. Seine Hauptorte sind: 
Lyon, St. Etienne, Rimes, Avignon und Paris. In England blüht die 
Seidenindustrie in Macclessield, Manchester, Glasgow und Dublin. Auch 
in der Schweiz (Basel und Zürich), in Italien und in der Rheinprovinz 
(Düsseldorf, Creseld) sowie in Österreich-Ungarn (Böhmen, Mähren, Tirol, 
Schlesien und Vorarlberg) steht dieser Industriezweig aus einer hohen Stufe. 
Paulick. 
276. Per Wert der Aische. 
Ganze Völkerschaften sind fast einzig auf Fischnahruug beschränkt, so 
die Eskimos, Grönländer, Tschuktschen. Viele Küsten- und Inselbewohner 
empfinden einen mißlungenen Fischzug ebenso schmerzlich wie der Ackerbauer 
eine Mißernte. Der Fang, die Zubereitung und der Handel mit Fischen 
geben vielen tausend Menschen einen bedeutenden Erwerbszweig. 
Wenn im Juni der volkstümlichste aller Nutzfische, der Hering, an den 
Küsten von Norddeutschland, Norwegen und England in oft ungeheuerer 
Menge erscheint, laufen Tausende von Schiffen und Booten zu seinem Fang 
aus. Die Menge der gefangenen Heringe ist erstaunlich groß und entspricht 
einem Werte von Millionen Mark. Der Hering bildet einen bedeutenden 
Handelsartikel und kommt grün, gesalzen, geräuchert und mariniert in den 
Handel. 
An der Küste der Bretagne wird die Sardellenfischerei schwunghaft be¬ 
trieben. Die Küsten von Sardinien, Korsika und Neapel weisen außer 
Sardellen eine reiche Ausbeute von Thunfischen auf. In Nordamerika ist am 
Golfe von St. Lorenz der Makrelenfang höchst ergiebig. Die Hauptsang- 
orte des Kabeljaus sind bei Neufundland, Island und Norwegen. Er kommt
	        
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