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36. Sprüche.
Denkmäler gleichsam lebendig zu erhalten suchen; tun wir dach dasselbe für
unsere Toten, auch wenn sie nichts getan haben, was ihren Namen berühmt
machen könnte. Auf dem einfachsten Friedhof findet man Denksteine, und
wären es nur bescheidene Kreuze; und das eben ist das Schöne, daß das ein¬
fachste Denkmal ebensogut wie das kostbarste die Erinnerung an die Ver¬
storbenen weckt und von der Liebe der Hinterbliebenen Zeugnis gibt.
Nun gilt es schon bei allen gebildeten Leuten für einen ruchlosen Frevel,
wenn ein roher Mensch an den: Denkmal eines Verstorbenen rührt. Sollten
da nicht erst recht die Denkmäler, die ein ganzes Volk seinen großen Toten
gesetzt hat, heilig sein? Ist es nicht eine Schande für ein Volk, wenn es
die Kunstwerke mancherlei Art, die der Staat, die Gemeinden oder Privat¬
leute auf Straßen und öffentlichen Plätzen, in Gärten und Promenaden auf¬
gestellt haben, durch besondere Wächter oder Einfriedungen gegen den Frevel
roher Menschen schützen muß? Viele jedoch sind dem Mutwillen des Frevlers
leicht erreichbar. Nichts kaun sie besser schützen als die Pietät, d. i. ehr¬
furchtsvolle Gesinnung. Es ist darum ein abscheuliches Bubenstück, wenn
jemand zerstört oder beschädigt, was der Fleiß des Künstlers in langer Zeit
geschaffen, was wohldenkende Menschen hingestellt haben, damit es jeder
Vorübergehende mit Lust beschaue und mitgenieße.
Und doch gibt es noch ärgeren Frevel als den genannten, das ist der
Baumfrevel oder die mutwillige Beschädigung der Bäume an den.Landstraßeu
und des jungen Anwuchses iu den Gärten, öffentlichen Anlagen und Wäldern.
Wer ein Kunstwerk oder ein Denkmal beschädigt, der versündigt sich an seinem
Nächsten, dessen Arbeit und Freude er mutwillig zerstört; der Baumsrevler
versündigt sich zugleich an einem Gebilde Gottes, das keine menschliche Kunst
wieder herstellen kann.
Und was soll ich von denen sagen, die ein lebendes Geschöpf Gottes
mißhandeln, quälen und martern, die ihm eine Last aufladen, welche es nicht
tragen oder ziehen kann, die ihm die Nahrung verkümmern, deren es gn
seinem Bestehen bedarf? Nichts will ich von ihnen sagen, denn die Heilige
Schrift hat ihnen längst das Urteil gesprochen: „Der Gerechte," heißt es iu
den Sprüchen Salomos, „erbarmt sich seines Viehes; aber das Herz des
Gottlosen ist unbarmherzig." Weber.
36. Sprüche.
Mit gutem Gewissen sitzt man weich aus harter Bank. — Gut Gewissen
und armer Herd ist Gott und aller Ehren wert. — Zufrieden sein ist große
Kunst, zufrieden scheinen großer Dunst, zufrieden werden großes Glück, zu¬
frieden bleiben Meisterstück. — Fleiß ist des Glückes Vater. — Schwere
Arbeit in der Jugend ist sanfte Ruhe im Alter. — Ordnung ist vieler
Tugenden Mutter. — Strecke dich nach der Decke, sonst kommst du mit den
Füßen ins Stroh! — Schick' dich in die Welt hinein, denn dein Kopf ist
viel zu klein, daß die Welt sich schicke drein! — Untreue schlägt ihren eignen
Herrn. — Übermut tut selten gut. — Erst besonnen, dann begonnen. —
Leide und trage, dein Weh nicht klage, an Gott nicht verzage! — Mau ißt
um zu leben und lebt nicht um zu essen. — Wenn's am besten schmeckt, soll
map aufhören. — Früh mit den Hühnern zu Bette, aus mit dem Hahn um
die Wette.
Wer zwei Werke zusammen tut, die werden selten beide gut. — Zu