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berius suchte das Volk von der Verschwörung in Kennt¬
niß zu seyen, die sein Leben bedrohte; der Lärm verhin¬
derte ihn aber, sich versiändlich zu machen; und da er
diese traurige Nachricht nicht mit lauter Stimme ver¬
kündigen *) konnte, so suchte er durch eine Gebärde die
ihm drohende Gefahr zu bezeichnen^), und legtet beide
Hände rasch auf sein Haupt. In demselben Augenblicke
schrieen seine Feinde, er verlange die Krone; und mehrere
eilten in den Senat, um diesen davon zu benachrich¬
tigen. Scipio Nasica Serapion, der an der
Spitze der Reichen stand, erklärte dem Consul, es sey
Zeit, den verwegenen Tribun aus dem Wege zu räu¬
men*). Minutius aber antwortete hierauf, er werde
keinen Bürger todten lassen, er sey denn zuvor gerichtet
worden 5). Jetzt stand Nasica auf, und verließ die Ver-
sammlung mit den Worten^): „Wer die Republik retten
will, der folge mir!"7) (Sin Haufe von den Reichen
gedungener Söldner begleitete ihn hierauf. Sie stürzten
auf die Menge los, brachten viele Bürger um, und er¬
mordeten den Tiberius, der kauin mehr Kraft genug
hatte, sich zu s) den Bildsäulen der Könige zu schleppen,
an deren Fuß er starb (132).
Tiberius hatte erst das dreißigste Jahr erreicht.
Cajus Gracchus konnte die Erlaubniß nicht erlangen,
seinen Bruder begraben zu lassen. Der Leichnam des
unglücklichen Tribun wurde in die Tiber geworfen, nach-
dein ihm zuvor seine Feinde jeden erdenklichen Schimpf
angethan hatten °). Seine Anhänger wurden mit wahrer
1) mit . . . verkündigen, annoncer de vive voix 2) expri¬
mer 3) porter 4) aus dem Wege räumen, exterminer 5) zu
übers.: ohne daß er worden sey gerichtet 6) mit den Worten,
en s'écriant 7) ju übers.: daß jene, welche wollen retten rc.
mir folgen 8) vers 9) jeden erdenklichen Schimpf anthun,
outrager de toutes les manières.