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den, die man selten mehr daselbst antraf, nämlich Mäßi¬ 
gung und Menschlichkeit. Er hatte nur 1000 Mann 
mitgenommen*); diese schwache Schaar mußte den be¬ 
waffneten Gebirgsbewohnern den Uebergang über die Py¬ 
renäen bezahlen. „Ich gewinne Zeit, indem ich ihn 
erkaufe," sprach Sertorius zu den über diese Demüthi¬ 
gung unwilligen Soldaten; „und die Zeit ist das Kost¬ 
barste^) für den, der nach großen Dingen strebt^)." •— 
Er wurde anfangs besiegt; nahm aber bald das Aner¬ 
bieten der Lusitanier an, welche ehemals Viriathus befeh¬ 
ligt hatte, und die ihn zu sich beriefen, um sie gegen Sulla's 
Feldherren zu vertheidigen. Sertorius besiegte alle gegen 
ihn ausgesandte Heerführer; und während er dieser rei¬ 
zenden Gegend ihre frühere Unabhängigkeit erkämpfte 4), 
machte er sie zugleich zur5) Zufluchtsstätte aller Ver¬ 
bannten , welche Roins Verfolgungen entgehen wollten. 
Seine Sanftmuth und seine Gerechtigkeit gewannen ihm 
die Liebe des Volkes, das ihn weniger als seinen Be¬ 
schützer, denn als seinen Vater betrachtete. Durch seine 
Siege erwarb er sich auch die Freundschaft des Mithri- 
dates; aber der edle Römer, der die Waffen nur ergrif¬ 
fen hatte, um sein Vaterland der Tyrannei Sulla's und 
seiner Anhänger zu entreißen, wollte niemals auf die 
Vorschläge des Königs von Pontus eingehen °). 
Dieser Fürst verlangte nämlich, daß er ihm ganz 
Asien abtrete; Sertorius antwortete, er werde ein Bünd- 
niß mit ihin nur unter der Bedingung schließen, daß er 
sich mit denjenigen Ländern begnüge, welche niemals 
römische Besitzungen gewesen seyen; iin entgegengesetzten 
Falle erkläre er sich zu seinem Feinde. Mithridates schloß 
den Vertrag, wie es Sertorius wünschte. 
1) amener 2) bas Koslbarste, ce qu’il j a de plus précieux: 
3) tendre 4) rendre 5) machtè er fie ZUk, il en faisait le 6) (Ulf 
etw. eingehen, consentir à qqch.
	        
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