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vereinbar mit der Verfassung Roms auf*); allein Alles
dieses war nur ein grober Deckmantel^), unter welchem
er seinen Ehrgeiz verbarg; denn bald darauf verlangte
er, wie einst Pifistratus, eine Leibwache, welche er aus
seinen Anhängern bildete, und bis auf 6,000 Manu
brachte^); und unter Cäsar's Namen, dessen Acte gebil¬
ligt wurden, und dessen Papiere er allein besaß, veröf¬
fentlichte er Beschlüsse, welche seine eigenen waren, und
die Leidenschaften seiner Anhänger befriedigen sollten.
Er nahm den Prätoren Brutus und Eassius ihre Statt¬
halterschaften, und ließ sich selbst Macedonien, dein Do-
labella aber Syrien geben. Ohne gerade Dictator zu
seyn, übte er doch unumschränkte Gewalt aus; aber
dieser augenblickliche Triuinph war von sehr kurzer
Dauer.
Um diese Zeit traf nämlich in Roms Mauern der
junge Octavius ein, welcher von Apollonia in Epirus
heiinkehrte, wo er die Beredtsainkeit studirt hatte» Er
machte unverzüglich die Rechte geltend^), welche ihm
das Testainent seines Großoheims verlieh, und erklärte,
daß er Cäsars Erbe annehmen, und künftig dessen Na¬
men führen 5) werde. Schon im6) ersten Augenblicke
nahm er wahr, daß Antonius ihin nicht günstig sey;
aber er zwang sich zur Verstellung, und sein eben so fe¬
stes als gewandtes Benehmen schien die durchdachteste7)
Politik zu verrathen “). Da ihin der Consul das Geld,
welches sein Adoptiv-Vater hinterlassen hatte, nicht aus¬
liefern wollte, so veräußerte er unverzüglich seine Güter,
um die iin Testamente festgesetzten Legate auszubezahlen;
und das Volk, welches sie in Empfang nehmen sollte.
1) aufheben, abolir 2) voile 3) porter 4) geltend ma-
chêN, taire valoir 5) prendre 6) sd)Dtt ÎM, dè* le 7) profond
8) dévoiler