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selbst König Ludwig VII. von Frankreich versprach, der Fahne des Kreuzes
zu folgen (114:6). Vor Allem aber mußte daran liegen, auch den Mo¬
narchen, welcher die erste weltliche Würde in der Christenheit bekleidete,
Kaiser Konrad Hl. zur Annahme des Kreuzes zu bewegen. Die kühleren
Deutschen hatten bis seht, beschäftigt und gespalten durch den bösen Streit
zwischen Kaiser und Papst, wenig Antheil an den heiligen Zügen genommen,
und auch setzt schien ihre größere, auf eine traurige Weise mißleitete Auf¬
geregtheit in einer blutigen Verfolgung der unglücklichen Juden, besonders
in den Nheingegenden, ihre Befriedigung gesunden zu haben. Als aber der
heilige Bernhard, welchem das Gerücht von seinen in Frankreich verrichteten
Wundern vorangeeilt war, diesseits des Rheins erschien, wirkte die Kraft
seiner Rede so weit und tief im Volke, daß auch Kaiser Konrad von der
allgemeinen Bewegung sich fortreißen ließ und zu Speier am Ende des
Jahres 1146 in die Hände des gefeierten Mannes das Gelübde eines
Kreuzzugs ablegte.
Wir haben zuletzt von Deutschland gesprochen bei Erwähnung des
Concordats zu Worms, durch welches die unglückseligen Streitigkeiten zwi¬
schen Kaiser und Papst für immer beigelegt zu sein schienen. Kurz nach
Abschließung desselben erlosch mit Kaiser Heinrich V. das Haus der frän-
kisch-salischen Kaiser (1125). Auf ihn war Lothar der Sachse gefolgt
(1125 — 1137), welcher, durch den klugen Erzbischof Adalbert von Mainz
auf den Thron gelangt, der Kirche wieder viele Rechte einräumte und, um
gegen die mächtigen Hohenstaufischen Herzöge, Friedrich von Schwa¬
ben und Konrad von Franken, zu bestehen, dem Welfischen Herzoge
von Baiern, Heinrich dem Stolzen, seine Tochter zur Gemahlin und
mit ihr das Herzogthum Sachsen gab, wodurch Heinrich der mächtigste
Fürst Deutschlands wurde. Mit der Mark Nordsachsen, auch die Mark
Soltwedel genannt, weil die Burg des Markgrafen in dem heutigen
Salzwedel stand, belehnte er seinen treuen Vasallen, Albrecht den Bä¬
ren, Grafen von Ballenstädt (1133), welcher auch die Ostmark (Nieder¬
lausitz) erwarb, neue Eroberungen gegen die Wenden machte, die Bezwunge¬
nen durch Anlegung fester Schlösser im Zaume hielt, ihre Sitten durch
Einführung des Christenthums milderte, die verwüsteten Gegenden durch
deutsche Ansiedler aus Flandern bevölkerte und so den Grund zur nach-
herigen Größe Brandenburg's legte. Uebrigens starb Kaiser Lothar
schon 1137 auf der Rückkehr von seinem zweiten Zuge nach Italien, den
er zur Beschützung des von ihm eingesetzten Papstes Jnnocenz 11. gegen
einen Gegcnpapst und zur Demüthigung der Normannen in Unteritalien
unternommen hatte. Er hinterließ den Ruhm eines rechtschaffeneil und tapfe¬
ren Mannes, war aber nicht im Stande gewesen, das Ansehn des erschüt¬
terten Kaiserthrones neu zu befestigen.
Nach Lothar's Tode hatte der mächtige Heinrich von Baiern die Hoff¬
nung gehegt, auf den deutschen Thron zu gelangen. Allein seine Macht,
die durch das Erbe Lothar's noch bedeutend vermehrt worden war, erregte
bei den deutschen Fürsten Besorgniß, und man wählte daher in ganz un¬
regelmäßiger Wahl Konrad 111. von Hohenstaufen (1138— 1152).
Damit kam die königliche Herrschaft in Deutschland an das Heldengeschlecht
der Hohenstaufen, bei welchem sie mit geringer Unterbrechung bis zum Jahr
1254 geblieben ist. Der Hohenstaufe Konrad begann seine Regierung mit