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setzsaminlungen (z. B. dem Sachsen- und Schwabenspiegel), in Chroniken,
Erbauungsschriften und Predigten, Uebersetzungen der Klassiker eine weitere
Ausbildung zu erhalten begann. Wegen ihrer großen Verdienste um die
deutsche Sprache verdienen auch in dieser Hinsicht genannt zu werden der
von inniger Gottesminne beseelte Dominikanerprediger Johannes Tau-
ler zu Straßburg (gest. 1361) und Johann Geiler von Kaisersberg
(gest. 1510), der berühmteste Prediger seiner Zeit, der im Münster zu
Straßburg über den Inhalt der einzelnen Kapitel aus Sebastian Brandt's
Narrenschiff 412 Predigten voll Geist, Kraft und Spott hielt.
Die deutsche oder gothische Baukunst fing mit dem Sinken der reli¬
giösen Begeisterung in der letzten Periode des Mittelalters ebenfalls an
zurückzugehen. Während der gothische Baustyl auch in Frankreich und Eng¬
land vorherrschend wurde, fand er nach Italien hin am Dome zu Mai¬
land seine Grenze; denn die neue St. Peterskirche in Rom, die größte
aller Kirchen in der Welt, deren Grund Papst Julius II. 1506 legte, ist
nicht im gothischen, sondern im antik-romanischen Styl erbaut. Dagegen
wirkte das Aufblühen der Malerei und Bildnerei in Italien auch mächtig
auf die Hebung dieser Künste in Deutschland ein, besonders am Nieder¬
rhein, in Franken und Schwaben. So erfand oder vervollkommnete Jo¬
hann van Eyck aus Brügge (gest. 1445) die Oelmalerei und stiftete die
altflandrische Malerschule; Albrecht Dürer zu Nürnberg (gest. 1528),
der zugleich als Kupferstecher, Bildhauer und Formenschneider berühmt war,
wurde der Gründer der deutschen Malerschule. Peter Bischer, gleich¬
falls zu Nürnberg (gest. 1529), war der beste Erzgießer und Bildhauer.
In dem kunstreichen Nürnberg, seiner Vaterstadt, stellte auch der große Rei¬
sende und Geograph, Martin Behaim, noch in demselben Jahre, in
welchem Kolumbus eine neue Welt entdeckte, als ein werthvolles Denkmal
der geographischen Kenntnisse jener Zeit seine berühmte Erdkugel auf.
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