Full text: Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält (Bd. 1)

flohen nach einer LcnachLarten Insel und gründeten das meerumfluthete 
Neu-Tyrus. Späterhin aber theilte Phönizien mit ganz Vorderasien 
und Aegypten das Schicksal der persischen Unterjochung. 
§ 9. Griechen. 
I. Land und Volk. 
Der Lauf unserer Erzählung führt uns nun weiter nach dem kleinen, 
aber vielgestaltigen Europa, dessen südliche Halbinseln vom mittelländischen 
Meere bespült werden, und zwar zunächst nach Griechenland, welches dem 
asiatischen Despotismus einen mächtigen Damm entgegen stellte. Dort in 
den Reichen des Orients, in Indien, Assyrien, Babylonien und Aegypten, 
begegneten uns nur Despoten und Sclavenheerden, hier in Griechenland, 
nach Freiheit ringende Menschen und Völker; dort erstarrte bei der Kasten- 
einrichtung die Bildung Jahrtausende lang in trauriger Einförmigkeit und 
wurde aller Fortschritt zum Bessern durch die Fesseln der Kaste gehemmt, 
hier trieb das Streben nach vielseitiger volksthümlicher Entwickelung die 
herrlichsten Blüthen in überraschender Mannichfaltigkeit. Erst im weitern 
Verlauf der Geschichte wird es uns klar werden, wie gerade die Grie¬ 
chen, das erste und älteste weltgeschichtliche Volk Europas, durch ihre Sprache 
und Bildung nach Gottes Rath dazu bestimmt waren, das Heil, das von 
dem Welterlöser aus Juda kommen sollte, für die übrige Heidenwelt zu 
vermitteln. 
Unter Griechenland im Allgemeinen versteht man die Halbinsel, welche 
südlich vom Hämusgebirge (Balkan) in das mittelländische Meer sich erstreckt, 
im Westen vom ionischen, im Osten vom ägeischen Meere und im Norden 
von Macedonien begrenzt. In dieser Ausdehnung mag das Land etwa 
2000 Quadratmeilen umfassen. Die kleine Halbinsel im Süden, der Pe¬ 
loponnes (das heutige Morea), bestand aus acht Landschaften, unter 
welchen Laconica mit der Hauptstadt Sparta oder Lacedämon. 
Ueber die Landenge von Korinth gelangte man in das eigentliche Griechen¬ 
land, Hellas (heutzutage Livadien), welches ebenfalls acht Landschaf¬ 
ten enthielt, darunter Attica mit der Hauptstadt Athen. Nordgriechen¬ 
land bestand aus den beiden, von hohen Gebirgen umschlossenen Landschaften 
Thessalien und Epirus. Außerdem waren noch die Inseln im ionischen 
und ägeischen Meere von Griechen bewohnt. 
Griechenland war in den ältesten Zeiten von Nachkommen Japhet's, den 
Pelasgern und Hellenen, besetzt. Die Hellenen verdrängten nach 
und nach die stammverwandten Pelasger oder verschmolzen mit ihnen. Um 
den gemeinschaftlichen Namen der Hellenen zu erklären, erzählen die spätern 
Griechen, daß sie alle von einem alten Könige Deucalion herstammten 
und zwar von dessen zweitem Sohne Hellen. Dieser Hellen hatte drei 
Sühne: Aeolus, Dorus und Ruthus, und letzterer wiederum zwei: 
Jon und Ach aus. So führten also die vier Hauptstämme der Hellenen: 
die Aeoler, die Dorer, die Ionier und Achäer ihren gemeinsamen 
Ursprung aus Hellen zurück. Zu diesen Ureinwohnern Griechenlands kamen 
späterhin über das Meer her eingewanderte Ausländer, welche mancherlei 
Kenntnisse mitbrachten: der Aegypter Cecrops, welcher um 1582 v. Chr.
	        
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