Object: Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main

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weil die Soldaten von der Hitze und den Anstrengungen zu ermüdet 
waren. Aber Friedrich wollte die Arbeit nicht halb getan haben und 
griff auch den andern an. Da war das Glück des Tages dahin, und 
durch das Eingreifen der österreichischen Reiterei unter Laudon.wurde 
die Niederlage ber Preußen grauenvoll. Vergebens versuchte Friedriche 
die Flüchtigen ins Feuer zurückzuführen. Zweimal wurde ihm ein Pferd 
unter dem Leibe erschossen; seine Kleider waren von Kugeln durch- 
löchert; eine prallte an seiner goldenen Schnupftabaksdose ab. Fast mit 
Gewalt mußten ihn die Seinen vom Schlachtfelde entfernen, und die 
folgende Nacht, die er in einer Fischerhütte verbrachte, war die schrecklichste 
seines Lebens. Nur 5000 Mann von 55000 waren am Abend noch 
beisammen. Friedrich nahm tn einem kurzen Briefe von einem Ver- 
trauten Abschied; denn er hielt alles für verloren. Aber schon am 
andern Morgen war es mit dem Aleinmute vorbei. Im 
Laufe des Tages fand sich die Hälfte seiner Truppeu wieder zusammen. 
Doch fehlte es ihnen am Nötigsten; das Geschütz war ganz verloren. 
Nach sechs Tagen hatte er schon wieder 33 000 leidlich ausgerüstete 
Soldaten beieinander. Mit diesen wollte er versuchen, seinen Feinden 
den Weg nach Berlin au verlegen. Aber sie jctmen nicht. Die 
Russen gönnten den Österreichern die Herrschast über Deutschland nicht, 
trennten sich von ihren Verbündeten und zogen sich zurück. 
JL760. Im folgenden Iakire erfocht Friedrich noch awei Siege über 
die Österreicher. Bei Liegnitz überraschte er den kühnen Laudon und 
nahm Rache für Kunersdorf. bei Torgau besiegte er mit Hilfe 
Zietens den General Dann und behauptete Sachsen. 
Ü) Verzweifelte Lage. Trotzdem verschlechterte sich 
Kin e Lage immer mehr. Die einst so scharfe Waffe des Preußen- 
königs, fein Heer, war stumpf geworden. Die große Zahl der 
Schlachten, in denen er fast immer angriff, hatte ihm die meisten tüchtigen 
Offiziere und Soldaten dahingerafft. Dagegen war bei den Österreichern 
ein Stamm tüchtiger Führer herangewachsen, unter denen sich der General 
Landon besonders auszeichnete. Immer schwerer wurde es Friedrich, 
die Disziplin ausrecht zu erhalten und die Lücken zu füllen; er mußte 
vielfach mit argem Gesindel vorlieb nehmen. Immer schwerer mnrde 
es ihm auch, die nötigen Summen zu beschaffen, besonders als England 
die Zahlung der Hllssgelder einstelltet Da nahm er seine Zuflucht 
Zur Prägung minderwertiger Münzen, der Ephraimiten (nach einem 
Bankier Ephraim genannt, der diese Sache besorgte). Trotz alledem 
ließ er den Mut nicht sinken und sprach: „Ich werde mein Land retten 
öder untergehen!" Ein Trost war ihm die Treue der Untertanen, die 
sogar,^enn^dl? Feinde bei ihnen hausten, für ihren König noch Rekruten 
und Geld sammelten. 
6) Glücklicher Ausgang. Da starb seine unversöhn- 
J^che Feindin, die russische Kaiserin Elisabeth, und nun 
Froning und Wewer, Geschichte. Ausg. C. 1. M. ~~ T3
	        
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