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Mendez und Fiesko hatten nach einer angestrengten Fahrt von zehn Tagen
glücklich Hayti erxeicht und, da der dem Columbus feindselige Statthalter
zu seiner Rettung nichts thun wollte, endlich selbst ein Fahrzeug gekauft.
Dieses bestieg er mit den Seinen am 28. Juni 1504 und kam, abgezehrt
von Krankheit und Gram, noch in demselben Jahre wieder in Spanien an.
Hier war unterdessen seine Beschützerin, die Königin Isabella, gestorben, und
Ferdinand, der jetzt des Columbus nicht mehr bedurfte, hielt ihm seine Ver—
sprechungen nicht. Ja viele Spanier, welche ihn als Ausländer haßten und
auf seinen Ruhm neidisch waren, suchten jetzt sein Verdienst herabzuwürdigen,
als hätte ein jeder Andere auch leicht die Entdeckung von Amerika machen
können. Da nahm Columbus in einer Gesellschaft solcher Herren, als die
Sache wieder zur Sprache kam, ein Ei und fragte: „Wer von den Herren
kann mir dieses Ei auf die Spitze stellen?“ Keiner konnte es. Da drückte
er gelassen die Spitze ein, und das Ei stand. Als nun jene riefen, das
hätten sie auch gekonnt, erwiederte er: „Ganz recht, liebe Herren; eben das
ist der Unterschied, daß ihr es hättet so machen können, ich es aber wirklich
so gemacht habe.“ So von Kummer über den erfahrenen Undank der Welt
gebeugt und lebensmüde, starb der große Columbus zu Valladolid den 20.
Mai 1506. Auf dem Sterbebette befahl er, die Ketten, womit ihn Ver—
kennung und Neid einst gefesselt, und die er seitdem stets bei sich geführt
hatte, ihm mit in das Grab zu legen. Sein Leichnam wurde nach Sevilla
und dann, seinem letzten Willen gemäß, nach St. Domingo auf Hayti
gebracht. Jetzt ruht seine Asche im Dom zu Havanna auf der Insel Cuba.
Uebrigens erbte sein Sohn Diego des Vaters Rechte und Ansprüche auf
die Würde eines Vicekönigs und Statthalters und trat sie nachmals an die
Krone Spanien ab gegen den Herzogstitel und ein jährliches Einkommen
von 10,000 Golddublonen. Aber schon 1578 starb des Columbus männliche
Nachkommenschaft aus.
Nicht einmal den Namen führt der neue Erdtheil von seinem Entdecker,
sondern von seinem ersten Beschreiber, dem Florentiner Amerigo Ves—
pucei, der zwischen des Columbus zweiter und dritter Reise das Festland
von Südamerika besuchte und eine umständliche Beschreibung seiner Reise
herausgab. Erst der neue Freistaat Columbia hat des Entdeckers Verdienst
auch mit seinem Namen anerkannt.
III. Die Eroberung von Mexiko (1520). Ferdinand Cortez.
Die mit günstigen Erfolgen unternommenen Entdeckungsfahrten des
Christoph Columbus hatten die Augen von ganz Europa auf sich gezogen;
nicht blos dem Eigennutze und der Habsucht, sondern auch der Wissenschaft
und dem Bekehrungseifer war hierdurch ein ungemessenes Feld eröffnet, das
die glänzendste Ausbeute verspraͤch. Spanien insbesondere erfaßte alle diese
Vortheile in ihrem ganzen Umfange, und viele muthvolle „mit den Gefahren
der See vertraute Maͤnner zogen, von Gold-, Ruhm- und Ehrbegierde
getrieben, auf neue Entdeckungen aus: der unternehmende Balboa drang
1513 mit ungeheuren Schwierigkeiten durch Wälder „Sümpfe und Gebirge
über die Landenge von Pananna vor und erblickte zuerst unter allen Euro—
päern das unermeßliche Weltmeer, welches wir den stillen Ocean nennen;
nachdem der portugiesische Admiral Cabral schon 1500 auf seiner Fahrt