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44. Aas Gebet der Mutter. 
Auf dem hohen Gebaberge, auf der Seite nach 
ningen zu, nicht weit vom Dörflein Trabes, liegt ein tiefer 
Erdfall, insgemein das Träbeser Loch genannt, und unten 
am Fuße der Geba liegt das Dorf Seba und nahe dabei 
ein kleiner See. Vor alten Zeiten war das Träbeser Lo^ 
bis an den Rand voll Wasser, und an der Stelle des 
Sees erblickte man die schönste, tragbarste Wiese im ganzen 
Thal. Die war Eigentum einer reichen, hochbetagten 
Witwe. Die Witwe ward krank, und ihre beiden Söh^ 
traten an ihr Lager, als sie in großer Schwachheit la^ 
glaubten, sie schlummere, und begannen sich über ihr Erbe 
zu besprechen und wie sie mit einander teilen wollte^ 
wurden auch fertig mit einander bis auf die Wiese; ^ 
wollte jeder ganz und ungeteilt besitzen, und von den 
leisen Worten kam es zu lauten, so daß sich die Brüder 
Sterbebette der Mutter zankten, und daß einer drohte, l>cil 
andern tot zu schlagen, worauf sie voll Zorn die Stubk 
verließen. Die kranke Frau hatte alles gehört, ward schmerz 
lich bewegt in ihrem Herzen und richtete ein flehentliches 
Gebet zu Gott, daß er verhüten möge den Bruderzwm' 
vielleicht den Brudermord um einer Wiese willen, und da^ 
er doch möge die Hoffnung der Brüder auf dieses ErbM! 
zu Waffer werden lassen. 
Und Gott erhörte das Gebet der Mutter. Denn ö™ 
der nächste Morgen anbrach, so war von der Wiese keine 
Spur mehr zu sehen, sondern an ihrer Stelle war 
großer Wasserspiegel ausgebreitet. Niemand wußte sich 31‘ j 
erklären, woher auf einmal die Waffermenge, bis Bauers 
aus Trübes vom Berg herunterkamen und berichteten, ^ 
in der vergangenen Nacht ihr See verschwunden und 
dessen Stelle ein furchtbar tiefer, trichterförmiger fleir' 
sichtbar sei. Da entsetzten sich die Brüder und versöhnt^, 
sich am Lager der Mutter, welche sie segnete und starb. 
Vechstein. , 
45. Der Miiuselurm. 
Um das Jahr 969 ist Erzbischof Wilhelm von Main) 
gestorben, und an seiner Statt der Fuldaische Abt Hatt^ 
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