Full text: Lehr- und Lesebuch für die gewerblichen Fortbildungsschulen Bayerns

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Lob Nor, der Jli in den Balkaschsee, der Jordan in das tote 
Meer. Ein anderes eigentümliches Merkmal ist der Umstand, daß 
die asiatischen Flüsse häufig paarweise, als sogenannte Zwillings¬ 
ströme anftreten. Die Flüsse gehen von dem innern Hochlande 
ans nach verschiedenen Richtungen und Meeren, stellen aber nicht, 
wie die Ströme Amerikas und Europas, eine Verkehrsverbindung 
her zwischen ihrem Quellenland und den Meeren und Küsten, weil 
sie teils in ihrem Ober- und Mittellauf nicht oder wenig schiffbar 
sind, teils in unwirtbaren Polargegenden münden. Nach Norden 
zum Eismeer fließen: der Ob, der Jenissei und die Lena; 
nach Osten znm stillen Ozean: der Amur und die chinesischen 
Zwillingsströme H o a n g h o und A a n g t s e k i a n g (gelber und blauer 
Fluß); nach Süden zum indischen Ozean: der Mekhong, Me- 
nam, Salwen lutb Jrawadi, welche vier Flüsse die hinter¬ 
indische Halbinsel durchströmen; die Zwillingsströme Brahma¬ 
putra und Ganges in den bengalischen Meerbusen; der Indus 
in das arabische Meer; die Zwillingsströme Euphrat und Tigris 
in den persischen Meerbusen; ins schwarze Meer der Kisil Jrmak. 
Außerdem besitzt Asien die größten Binnenseen der Erde: das kas- 
p i s ch e Meer 8413 Quadratmeilen groß, den Aralsee, 1267 
Quadratmeilen umfassend, und den Baikalsee, den größten 
Gebirgssee der Erde. 
-4. Das Klima Asiens durchläuft in Folge der Lage des 
Weltteils in drei Zonen alle Sprossen der klimatischen Stufenleiter. 
Mit seiner Südspitze den Äquator streifend, mit dem nördlichsten 
Punkte tief in die 'Polarzone reichend, hat es im Süden die Glut¬ 
hitze der Tropen, im Norden die ewige Eiskälte der Polarwelt, in 
einigen Gegenden die größte Regenmenge, in anderen eine ewig 
heitere Atmosphäre, hier die furchtbarsten Gewitter, dort niemals 
eine elektrische Wettererscheinung. Während im Süden nur Sommer 
ist, herrscht im Norden ein fast beständiger Winter. Zu beiden 
Seiten des Polarkreises ist ein kurzer, heißer Sommer und ein 
langer strenger Winter, in der Mitte Asiens wechseln wie in 
Europa vier Jahreszeiten, und weiter südlich, in der Nähe des 
Wendekreises des Krebses, wechseln nur Sommer und Frühling. 
An den Küsten ist das Klima wegen der vielen Halbinseln und 
Meerbusen ozeanisch, hat kühle Sommer und milde Wiuter, im 
Innern aber ist es wegen der Massenhaftigkeit des Kontinentes 
kontinental; es gibt also hier heiße Sommer und strenge Winter, 
warme Tage und kalte Nächte. 
5. Die Pflanzenwelt entspricht in ihrem großen Reichtum 
und in ihrer äußersten Mannigfaltigkeit der großen Verschiedenheit 
des Klimas. Im hohen Norden bei fast ewigem Schnee begegnen 
uns nur Moose, Flechten und beerentragende Sträucher. 
Weiter südlich finden sich kleine Gesträucher, Preißelbeeren, 
Moosbeeren, zwerghafte Stauden, Birken und Kiefern.
	        
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