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offene, wohlgebaute Stadt über ebenen und hügeligen Boden zu
beiden Seiten der Regnitz aus. Der Stadtteil auf dem linken
Ufer erhebt sich auf und an fünf Hügeln fast terrassenartig.
Hoch oben ragt der viertürmige Dom, der Hauptschmuck von
Bamberg für Nähe und Ferne, eines der bedeutendsten roma¬
nischen Bauwerke Deutschlands, empor, der gleichfalls dem
hohen Kunstsinne König Ludwigs I. seine stilvolle Erneuerung
verdankt. Das Innere macht durch seine würdige Einfachheit und
Majestät einen erhebenden Eindruck. Der mächtige Sarkophag
des heiligen Kaiserpaares, Heinrich II. und seiner Ge¬
mahlin , welches diese Kirche gründete, steht im westlichen Chor,
ihre SclAdel werden unter den Reliquien bewahrt. Man sieht
noch die Scharte einer Wunde, die Heinrich im Slavenkriege
erhielt. Ausserdem enthält der Dom noch die Grabmäler des
Papstes Clemens IL und des ersten hohenstaufischen Kaisers
Konrad II. Dem TDome gegenüber steht die neue Residenz.
Von dieser aus' erfiefs Napoleon I. am 6. Oktober 1806 die
Kriegserklärung gegen Preussen, und aus einem Fenster des
obersten Stockes derselben Residenz stürzte sich der fran¬
zösische Marschall Berthier 1815, als die Russen mit klin¬
gendem Spiel in die Stadt einrückten, in einer Anwandlung von
Verzweiflung über den furchtbaren Wechsel des Schicksals herab
und gab . sich dadurch freiwillig den Tod. Die Stelle des Platzes,
wo er niederstürzte, bezeichnet ein Kreuz. Zwischen der Resi¬
denz und dem Dom steht der Überrest eines älteren bischöf¬
lichen Palastes, „die alte Hofhaltung“ mit eigentümlichem
Thorwege. Der lombardische König Berengar starb hier 966
als Gefangener, Pfalzgraf Otto von Wittelsbach tötete hier
am 21. Januar 1208 den Kaiser Philipp. Nordwestlich über
der linken Regnitzstadt erhebt sich prachtvoll auf dem Michelsberg
die ehemalige Benediktinerabtei St. Michaelis, deren gotische
Kirche mit ihren beiden Türmen den Wolken zustrebt. Sie
rühmt sich des Grabes des hl. Otto, desen Stab, Insul und
Messgewand in der Sakristei gezeigt werden. Eine halbe Stunde
vom Michelsberg entfernt erhebt sich auf einer Anhöhe west¬
lich oberhalb der Stadt die Alten bürg, die alte Babenburg,
die in der deutschen Geschichte oft genannt wird. Die Burg
diente den Bischöfen als Zitadelle. Von dem wilden Albrecht,
Markgrafen von Kulmbach zerstört, wurde sie nicht wieder in
der alten Grösse und Pracht hergestellt. Bamberg zählt gegen¬
wärtig 30,000 Einwohner, deren lebhafte industrielle und ge¬
werbliche Thätigkeit sich ganz besonders auf Baumwollenspin¬