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nutzt sich nun aber eine kleine Portion des Gewebes der arbeitenden Teile
ab; das Abgenutzte wird dann in flüssiger Form durch die dünnen
Haargefäßwände hindurch in den Blntstrom gebracht und mm
innerhalb des Blutes mit Hülfe des Sauerstoffes der eingeatmeten
atmosphärischen Luft so umgewandelt (verbrannt, oxydiert), daß es
durch die Neinignngsapparate des Blutes (d. h. die Nieren, Lungen,
Leber und Haut) als Harnstoff, Kohlensäure, Galle und Schweiß
ans dem Blute und Körper entfernt werden kann. Damit nun
durch diese fortwährende Abnutzung beim Arbeiten sich unsere
Körperteile nicht etwa so vollständig abnutzen, daß sie zum Arbeiten
zu schwach und ganz untauglich werden, so wird das Abgenutzte
fortwährend ans die Weise ersetzt, daß während der Ruhe der
Organe Ernährnngsflüssigkeit ans dem Blute dnrch die Haargesä߬
wände herausdringt und daß sich in dieser Flüssigkeit Zellen bilden,
welche durch ihre Umwandlung das verloren gegangene Gewebe neu
bilden. Demnach geht, so lange wir leben, immerfort ein Abnutzen
(Absterben) und Wiederersetzen (Erneuern) aller unserer Körperteile,
ein fortwährendes Zellenbilden vor sich, und diesen Prozeß nennt
man den Stoffwechsel. So lange derselbe im Gange ist, leben
wir; Aufhören desselben ist Tod; richtiges Vonstattengehen desselben
erhält die Gesundheit; Störungen desselben erzeugen die
Krankheiten. Sonach ist es die Hauptaufgabe des Menschen,
wenn er sein Leben und seine Gesundheit bewahren will, den Stoff¬
wechsel innerhalb seines Körpers immer in Ordnung zu erhalten.
Und dazu muß er vor allen Dingen dem Blute, von welchem ans
ja der Stoffwechsel besorgt wird, diejenigen Stoffe zuführen, ans
vvelchen unsere Körperteile aufgebaut sind. Diese Stoffe, welche
man Nährstoffe nennt und ans den Nahrungsmitteln ausziehen
kann, lernt man mm aber dadurch kennen, daß man ebensowohl
den menschlichen Körper in allen seinen Teilen chemisch untersucht,
wie auch die Nahrungsmittel. So erfährt man denn, was man
essen und trinken muß, um den Stoffwechsel gehörig zu unterhalten.
Das Material, ans welchem unser Körper ausge¬
baut ist und was ihm auch fortwährend durch Speise und Trank
in richtiger Menge zugeführt werden muß, wenn er leben und ge¬
sund bleiben will, besteht ans folgenden Stoffen: 1) Wasser;
es bildet den allergrößten Teil nicht nur unserer flüssigen, sondern
anch der festen Körperbestandteile, und mnß demnach in ziemlich
großer Menge genossen werden, wenn der Körper die richtige
Quantität davon enthalten soll. Frisches reines Wasser und leichtes
gut ansgegorenes Bier sind die besten Getränke. 2) Eiweiß-
stoffe, welche in flüssiger und fester Gestalt fast allen Geweben
unseres Körpers zur Grundlage dienen und uns in Wahrheit Kraft und
Saft schassen. Die Nahrungsmittel, welche Eiweißstoffe vorzugsweise
enthalten, sind: Fleisch und der Fleischsaft, die Milch (Käse), das
Ei (das Weiße), die Hülsenfrüchte (als Hülsenstoff) und Getreidesamen
(als Kleber). 3) Fette, welche in großer Menge und in sehr ver-