III. Aus dem Natur- und Cnlturleden
A. Der Mensch und das Thier.
67. Vorzüge des menschlichen Körpers.
Der Mensch steht als das herrlichste Werk der sichtbaren Schöpfung da.
Welches Ebenmaß der Glieder, wie zweckmäßig alle geordnet und gestellt, welche
Feinheit, welcher sanfte Umriß, welche Majestät!
Die für uns unentbehrlichsten und wohlthätigsten Sinne sind das Gehör
und Gesicht. Das Ohr soll die Stimme des Freundes vernehmen, so wie den
geheimen Anschlag des Feindes gegen uns; das Auge soll den ankommenden
Freund schon in der Ferne entdecken, so wie unsern Gegner, der im Hinterhalte
lauert. Darum stehen beide als unsere Hochwächter, welche die Annäherung des
erwarteten Einzugs oder die Feuersnoth verkündigen, zuoberst am Haupte — das
Auge, um desto weiter zu reichen, das Ohr, weil der Schall nach den Gesetzen
der Natur in die Höhe geht. — Wie kunstreich das Auge zusammengesetzt ist,
lehrt die Zergliederung des menschlichen Körpers. Wie kostbar ist für uns die
Anstalt des Schöpfers, es wohl zu verwahren! Da scharfe Feuchtigkeit dem Auge
schadet, so umwölbte die Natur es mit Augenbrauen, den von der Stirne trie¬
fenden Schweiß abzuleiten. Ist es dem Landmanne, der in der Tageshitze sein
Brot gewinnt, wohl schon eingefallen, wie viel er den Augenbrauen dankt? Hat
er schon daran gedacht, wie sehr ihm die Augenlider dienen, damit Sand und
Staub der Sehkraft nicht schaden, damit unser Auge unter einer wohlthätigen
Decke sicher sei, wenn wir im Schlafe keine Gefahr ahnen? — Unsere Seele gibt,
als die Königin des Körpers, Audienz durch das Ohr, vor dem ein zartes Häut¬
chen, das Trommelfell, gespannt ist, damit sie durch das Anschlagen der Worte
an dasselbe Nachricht von dem erhält, was sie erfahren soll. Aber wie vieler Ge¬
fahr ist dies zarte Häutchen ausgesetzt, sogar von Insecten!
Wie vieles müßte der ermüdete Wanderer, der im Schalten eines Baumes
schläft, befürchten, hätte nicht der wohlthätige Schöpfer den Eingang des Ohres
durch mancherlei Krümmungen erschwert! Der Weg zu diesem kostbaren Sinne
ist durch eine gewisse Feuchtigkeit verwahrt, die in dem äußeren Theile sich findet.
Der Zugang zum Trommelfelle hat die Gestalt eines Trichters, damit der Schall
sich nicht verliert, sondern durch die immer engeren Krümmungen und Höhlen
endlich an den Eingang gelangt.
Gleich einem Throne erhebt sich in der Mitte des Angesichts die Nase.
Welche Würde sie dem menschlichen Antlitze verleiht, sieht man an den eingedrück¬
ten Nasen der Thiere. Sie ist gemacht, die Wohlgerüche aufzufassen, die aus den
Blumen der Erde in die Höhe steigen, daher sie nach unten geöffnet ist; sie soll