II. Mder aus der Erd- und Völkerkunde
A. Uus dem Waierlande.
35. Gins nur traf ich aller Orten.
Schon entgegen ruft mir Helle meiner Heimat Glockengruß;
an des Vaterlandes Schwelle schüttl' ich froh den Staub vom Fuß.
Gottes reiche Welt durchschritten hab' ich frisch in Jugendhast,
und in manches Volkes Mitten saß, ein Fremdling, ich zu Gast.
Hoch im Nordland, wo die Fichte rauschend ihren Wipfel wiegt,
wo verklärt vom Mondenschcine die beschneite Heide liegt,
traf ich Männer ernster Weise, traumhaft stillen Sinnes voll,
in der Seele tiefstem Kreise helle Seherkraft entquoll.
Wo im Süden aus dem Laube golden die Orange glüht,
wo die heißdurchsonnte Traube aus dem Lavaboden sprießt,
sah ich heit're Völkchen scherzen, und wie Lacrimä Christi
quoll aus gluterfülltem Herzen süßer Wein der Poesie.
Anders hie und anders dorten fand ich Welt und Menschenthum,
eins nur traf ich aller Orten, fern und nahe, längst und nun:
Das ist — über Land und Wolke Gottes Himmel um und um!
Das ist — unter allem Volke manch ein Herz voll Christenthum!
Stöber.
36. Antwort auf
Was ist des deutschen Vaterland?
Das war die traurig große Frage,
die einst der Dichter, zornentbrannt,
gerichtet an vergangne Tage.
Und wie er's sang, das hohe Lied,
von tiefem, reinstem Schmerz bezwungen,
ist es hinaus nach Nord und Süd
mit feinem ganzen Weh gedrungen.
Es klang am stillen, heim'schen Herd,
auf offnem Markte hallt' es wieder,
es wurde Banner, wurde Schwert,
dem ganzen Volk das Lied der Lieder.
Begeistert sang es Deutschlands Sohn
am ernsten, wie am heitern Feste,
mit wuchtigem Posaunenton
klopft es an Hütten und Paläste.
Arndts Baterlandslied.
Und über'm Meer, im fernen Land,
wo Deutsche sich die Hände reichen,
da ward das Lied ein eisern Band,
des gleichen Stammes Feuerzeichen.
Es war die Fahne schwarz-roth-gold
in's Reich der Töne übertragen.
Wie sie, in freier Luft entrollt,
hat es in's deutsche Herz geschlagen.
Der Traum der Seele ward zum Pfand,
die Zukunft lag im heil'gen Sehnen.
Einst fällt der Trennung Scheidewand:
das sprang lebendig aus den Tönen. —
Heil, dreimal Heil! das Morgenroth
ist aus des Krieges Flamm' entglühet,
wo reiche Ernte hielt der Tod,
ist deutsches Leben neu erblühet.