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Weithin hat sich die Stadt ausgebreitet. Hunderte van Schorn¬
steinen rauchen, schaffenssreudig ist ein neues Geschlecht bei der
Arbeit, und die feurige Lahe färbt weithin den nächtigen Hinnnel.
Erfindung reiht sich an Erfindung. Was sich heute noch für lebens¬
kräftig hält, wird morgen schon verworfen, und der Zukunft Bild
strahlt auch hier im Glanze der Elektrizität. ^ gar[ ?rümer
49. Im niederdeutschen Moor.
Zwischen Bremen und Hamburg, unseren größten Verkehrs¬
und Handelsstädten, mit ihrem auf Jahrhunderte zurückreichenden
Weltruf, befindet sich ein Landstrich, das Teufelsmoor genannt,
welches bis vor etwa 10 Jahren wenig bekannt oder als ein
Landstrich der Abgeschlossenheit, Verlassenheit und bar alles landschaft¬
lichen Reizes angesehen wurde. Erst einer Gruppe Düsseldorfer Maler
war es vorbehalten, durch ihre Gemälde voll Farbenreichtum diese
bisher ängstlich gemiedene Gegend der Torfbauern in aller Welt
bekannt zu machen. Das Geheimnisvolle, Märchenhafte, das im
Moore lebt, ist zuerst vom Künstler erfaßt und der großen Welt,
die hierfür ein offenes Auge hat, in seinen Werken vorgeführt worden.
Das Moor ist freilich ein besonderes Stück Erde. Zwei Wege
führen heute hinein. Der eine, mit der Bahn von Bremen, der
bequemere und moderne, führt zunächst an bereits abgebauten
Moorstrichen vorüber. Fast überall breitet sich an Stelle des
früheren Moorbodens das saftige Grün der jungen Saaten aus.
Die Bauernhäuser zeigen Wohlhabenheit und Ordnung. Mit ihrem
hellgrün gestrichenen Balkenwerk, ihrem Ziegelfachwcrk itnd ihren
blanken Fensterscheiben offenbaren sie das Wesen ihrer Bewohner,
die schwerfällig aber sicher über ihre Felder schreiten. Ungebrochene
Kraft lebt in diesen Menschen. In ihrer Kleidung lieben sie die
grellen Farben. Rote, bis an den Hals reichende Bauernwesten,
blaue derbe Fausthandschuhe, moosbraune Hosen und graugrüne
Mützen — nichts von den matten, gedämpften Farben der Stadt-
kleiduttg.
Der schönere und reichere Weg ist jedoch der andere; einfacher,
beschwerlicher und zeitraubender, aber köstlicher. Bis zu dem stillen
Städtchen Osterholz mit der Bahn, dann hinab in ländlichem
Fuhrwerk nach den meilenweiten Hammerwiesen bis ttach Tietgens-
hütte und von hier mit den heimkehrenden Torfbauern bis Ren-
Helgoland mit einem Torfkahn. Solch' eine Fahrt in einem
Torskahn ist zugleich eine Einführung in das Wesen der Land¬
schaft. Still und geräuschlos gleiten die schwarzen, schweren Boote
tmter dem Druck des braunroten Segels über das schwarze, torf¬
haltige Wasser, das wie ein Bronzestrom langsam dahinfließt.
Durch das Grün der flachen Wiesen zu beiden Seiten zwängt