Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

130 
Fracht-Transport in Konstanz seinen bedeutendsten Ausgangspunkt 
hat. In dem mit dem Hafen verbundenen Bahnhof sagen sich 
die deutsche und Schweizer Lokomotive „Grüß Gott". Ein über¬ 
wältigend schönes itnd dabei liebliches Bild empfangen wir, wenn 
wir uns der Stadt vom Bodensee her nähern. Die Kreuzblume 
des Münsters von Konstanz, die je nach dem Stande der Sonne 
und nach der Witterung bald wie mattes Silber, bald wie ein 
funkelndes Licht über die in mannigfaltigen Tönen spielende, meer¬ 
ähnliche Fläche des Bodensees schaut, bietet eine zierliche Luft¬ 
erscheinung, die Auge und Siitne fesselt. Bald wächst sie wie die 
Spitze einer Denkmalssänle über die grünblaue Wasserfläche, und 
auch der Stephansturm von Konstanz tritt in die Erscheinung. 
Und nähert sich das Schiff immer mehr seinem Ziele, dann tauchen 
zu beiden Seiten des seebeherrschenden Münsters, vom Luftton 
bläulich umspült, all die kleineren Türme, Giebel und Dächer der 
Stadt aus dem Blau und heben sich prächtig von den im fernen 
Hintergrund stehenden, kühngeformten Hegauer Bergen, dem Hohen¬ 
twiel und Hohenstosfel, ab. Die Stadt wächst immer mehr aus dem 
See, belebt sich mit Farben, gewinnt Tiefe, Leben, Vielfältigkeit, 
und wunderhübsch ist die Einfahrt durch die sich zur Bucht ver¬ 
engenden, anmutig bewegten Ufer in den schiffsbewegten Hafen. 
Frei nach Heer. 
53. Nürnberg. 
„Ehe Amsterdam emporkam imb Hamburg sein Haupt erhob, 
war Nürnberg das deutsche Venedig", so rühmt man von der 
türmereichen Stadt an der Pegnitz. Und „betrachten wir die Blüte 
der Kunst, so verdient Nürnberg das deutsche Florenz genannt zu 
werden", so sagt eilt anderer von ihr. 
Und bis in die Gegenwart siitd in Nürnbergs Mauern neben 
dein Handel und der Kunst auch Gewerbe itnd Industrie heimisch 
gewesen und haben Nürnberg zu einer mächtig aufstrebenden Stadt 
gemacht, die binnen kurzem zu den Großstädten Deutschlands ge¬ 
rechnet werden muß. „Nürnberger Tand geht durchs gaitze Land", 
so sprach der Volksmund schon vor mehr als 400 Jahren, als das 
Wort „Tand" itoch nicht den Beigeschmack der Geringschätzung 
hatte, wie heutzutage, und noch immer werden Nürnberger Spiel¬ 
waren, ebenso wie Nürnberger Lebkuchen itnd Nürnberger (Fa- 
bersche) Bleistifte und andere Erzeugnisse des Gewerbefleißes in 
alle Welt verschickt. 
In der Stadt, wo einst Hans Sachs, der Schuhmacher und 
Poet, seine Tausende von Schwänken uitd Gedichten schrieb, ist 
atlch gar manche Erfindttng geboren wordeit. Hier wurde 1517 
von einein Uhrmacher das Radschloß an Handfeuerwaffen kon-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.