Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

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2. Die Arbeit. 
Arbeit ist des Bürgers Zierde, 
Segen ist der Mühe Preis; 
Ehrt den König seine Würde, 
Ehret uns der Hände Fleiß! Schmer. 
Die Arbeit ist eine der besten Erzieherinnen des Charakters. 
Sie weckt und schult den Gehorsam, die Selbstbeherrschung, die Auf¬ 
merksamkeit, die Tätigkeit und die Ausdauer. Sie gibt dem Menschen 
Kenntnisse und Fähigkeiten für seinen Beruf und für die Angelegen¬ 
heiten des Alltagslebens. Arbeit ist der lebende Grundsatz, der 
Menschen und Völker vorwärts treibt. Die meisten Menschen müssen 
sich mit ihrer Hände Arbeit ihr Brot verdienen; aber arbeiten müssen 
wir alle, ob in dieser oder jener Weise, wollen wir uns recht unseres 
Daseins freuen. 
Die Arbeit mag manchem eine Last, eine Züchtigung sein, 
aber sie ist auch eine Ehre, ein Ruhm. Ohne sie kann nichts ge¬ 
schehen. Alles, was im Menschen groß ist, ist durch Arbeit ent¬ 
standen, und die sittliche Höhe der Menschheit ist ihr, der Arbeit, 
Erzeugnis. Für die Welt würde es den Untergang bedeuten, sollte 
alle Arbeit mit einem Male abgeschafft werden. 
Denn Müßiggang ist der Menschheit Fluch, nicht die Arbeit. 
Und das Bibelmort: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein 
Brot essen," weist, richtig aufgefaßt, auf den Segen hin, der in der 
Arbeit ruht. Müßiggang höhlt sowohl den einzelnen Menschen, wie 
ganze Völker aus. In unseren: Wesen gibt es vielleicht keine Nei¬ 
gung, gegen die man wachsamer sein müßte, als gegen die Träg¬ 
heit. Sie ist für den einzelnen Menschen ebenso entwürdigend wie 
für die Völker. Trägheit hat im Leben stets zum Verderben ge¬ 
führt und wird es auch in Zukunft stets tun. Es liegt in der 
Natur der Sache, daß sie nie Erfolg hat. Sie ist eine Last, ein 
Hemmnis, eine Schädigung, stets unnütz, unzufrieden, verdrießlich 
und elend. Trägheit ist für Körper und Seele ein Gift, ist der 
Ursprung der Verderbtheit, aller Missetaten. 
Aber Geistesträgheit ist noch viel schlimmer als Trägheit des 
Körpers. So wie in einer Pfütze die Würmer und häßlichen Weich¬ 
tiere sich vermehren, so vermehren sich auch die bösen und verdor¬ 
benen Gedanken in einem müßigen Menschen. Geht ein Mensch 
müßig, sei er noch so reich, so vornehm, so vom Glück umgeben — 
so lange er müßig ist, wird er doch nicht vergnügt und zufrieden 
sein können, nicht gesund an Leib und Seele. Willst du das alles 
vermeiden, willst du gesund an Leib und Seele, ein nützliches Mit¬ 
glied der menschlichen Gesellschaft sein, so beachte dies eine: gib der 
Einsamkeit, der Trägheit nicht Raum; sei nicht einsam, sei nicht müßig. 
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