Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

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heute noch in Archiven und unzugänglichen Dokumentenschreinen 
schlummern, vielleicht gerade die Namen solcher, von denen wir die 
Werke kennen, oder von denen gerade die besten Stücke verloren 
gegangen sind .in Kriegs- und sonstigen bösen Zeitläuften. 
Als fruchtbarster und künstlerisch ausgereiftester unter den 
Goldschmieden des 16. Jahrhunderts wird allgemein der Nürnberger 
Wenzel Jamnitzer, ein geborener Wiener, angenommen, der es, für 
die damalige Zeit eine Seltenheit, zum „Goldschmied der kaiserl. 
Majestät" brachte. Von seinen großartigen Arbeiten ist das Meiste 
und leider auch das Beste nicht mehr auf unsere Tage gekommen, 
von dem wenig Erhaltenen sei der bekannte Merkelsche Tafelaufsatz, 
ferner zwei Pokale, der eine im Besitz des deutschen Kaisers, der 
andere im Besitz des Grafen Zichy in Pest, erwähnt. Außer den 
Söhnen und dem Bruder des Genannten gab es in Nürnberg noch 
weitere berühmte Meister, so Hans Vezolt, Paul Flynt und Hans 
Lenker, von denen der erste nach neueren Forschungen der bedeu¬ 
tendste gewesen sein dürfte. 
Die Söhne des Letztgenannten schlugen ihren Wohnsitz in 
Augsburg auf und verschafften der Augsburger Goldschmiedekunst 
einen Namen, der oft mit dem der Nürnberger Arbeiten in Kon¬ 
kurrenz trat. 
Die alte Handelsstadt am Lech brachte übrigens noch eine 
weitere Anzahl in der Kunstgeschichte rühmlichst bekannter Gold¬ 
schmiede hervor. So den Balduin Drentwett, dessen Nachkommen 
den Ruf der alten Goldschmiedsfamilie bis in das ausgehende 
18. Jahrhundert festzuhalten verstanden; ferner den David Attem- 
stetter, der sich durch seine Emailarbeiten einen Namen gemacht hat. 
Ebenso sind uns aus all den anderen damaligen Kunstmittel¬ 
punkten die Namen großer Meister überliefert worden, von denen 
als der Hauptvertreter der norddeutschen Goldschmiedekunst der in 
Marburg (Westfalen) lebende Antonius Eisenhoit besonders er¬ 
wähnt sei. 
Die meisten Gefäße, die aus der Hand des Goldschmieds her¬ 
vorgingen, waren Trinkgefäße, deren überraschender Formenreichtum 
uns noch heute ahnen läßt, mit welcher Liebe an ihrer immer 
wechselnden Ausgestaltung gearbeitet wurde. Unter all den Krügen, 
Kannen, Bechern und sonstigen Trinkgesäßen sipd es besonders die 
Pokale, die, aus reicher Phantasie geschaffen, durch die mannig¬ 
faltige Gliederung des Profils, durch die stets erneute Erfindung 
von Grundformen und durch die Schönheit des getriebenen und 
gravierten Ornaments, sich auszeichnen. Außer in den Trinkgefüßen 
fanden die Goldschmiede in den Taufkannen und Taufschüsseln, ferner 
in Frucht- und Konfektschalen, sowie Tafelaufsätzen dankenswerte Auf¬ 
gaben für ihre Kunstausübung.
	        
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