Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

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Figuren zu treiben vermochte und deshalb vom Kaiser Maximilian I. 
ein besonderes Vorrecht erhielt, seine Arbeiten versilbern und ver¬ 
golden zu dürfen, was sonst Niemandem gestattet war. Eine Probe 
seiner Geschicklichkeit hinterließ er u. a. an dem von Adam Krafft 
an der Marienkirche aufgeführten Privatgebäude, wo er 1462 aller¬ 
hand Bilder von getriebeneui Kupfer anbrachte, die den Kaiser 
Karl IV. auf dem Thron, die sieben Kurfürsten mit dem Herold 
und noch etliche Hofleute darstellen. 
Ein ganz besonderer Künstler, einzig in seiner Art bis dahin, 
war auch Gottfried Leygebe, geboren 1630 zu Freistatt in 
Schlesien. Er erlernte das Handwerk bei einem Schwertfeger in 
Nürnberg, huldigte aber nebenbei seiner Lust am Zeichnen, in dem 
er Ungewöhnliches leistete. Um die künstlerischen Gebilde, die er 
auf dem Papier anfertigte, plastisch zu gestalten, verfiel er auf den 
Gedanken, das Eisen so zu schneiden, wie der Bildhauer den Stein 
oder das Holz. Im kleinen betrieb man dergleichen wohl schon 
und gravierte in Eisen mit stählernen Griffeln; aber Leygebe hatte 
die kühne Idee, große und vollständige Bildwerke auf solch schwierige 
Weise herzustellen und hing aus Begeisterung darüber die Schwert¬ 
fegerei an den Nagel. 
In der Tat fertigte er aus gehärtetem Eisen „gar schöne Degen¬ 
gefäße, Hefte zu Hirschfängern und Messern, Kappen zu Pistolen 
und Karabinern, mit halberhabenen Figuren, welche allerhand Jag¬ 
den u. dergl. darstellten und mit solchen die Kunstliebhaber über 
die Maßen vergnügte." 
Ein herrliches Werk von seiner Hand kam in die Kunstkammer 
nach München, ein Schachspiel, dessen weiße Steine aus Silber, die 
schwarzen aus Eisen, alle aber mit Figuren, unvergleichlich ge¬ 
schnitten waren. 
Das Größte an Leistungsfähigkeit in der Kunst des Eisen¬ 
schneidens lieferte er in Bildsäulen. Aus drei mächtigen Stücken 
groben Eisens stellte er ihrer drei ganz frei und rund her, wovon 
man noch niemals etwas gehört hatte. Das erste dieser Kunstwerke 
kam nach Kopenhagen und war eine Reiterstatue Kaiser Leopolds I. 
in Nachahmung derjenigen Marc Aurels in Rom, das Pferd ohne 
Sattel und Zaumzeug. An dieser Figur arbeitete Leygebe, nach¬ 
dem er sich das Eisen, 29 Pfund schwer, durch den Hammer wie 
zu Stahl gehärtet, zwei Jahre lang. Das Bildwerk selbst wog dar¬ 
nach 7V2 Pfund und hatte ohne den Sockel acht Nürnberger Zoll Höhe. 
Das zweite erwarb die Kunstkammer in Dresden. Es stellte 
König Karl II. von England in der Gestalt des Ritters Sankt Georg 
vor, wie er hoch zu Roß einen geflügelten Drachen mit siebenerlei 
Tierköpfen von Löwen, Bären, Hund, Kamel, Wolf, Elefant und 
Schwein mit dem Schwerte erlegt. Leygebe begann damit im Jahre
	        
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