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und Hallenzwang behauptet indessen als Rechtsordnung für den
Handel und Wandel der Fremden noch lange Zeit seine Bedeutung.
Nach E. Otto.
18. Die Entwicklung des Baustiles.
Jedes Volk, jedes Zeitalter hat seine bestimmten Formen ge¬
prägt. Diese kommen in seiner Sprache, seiner Dichtkunst, den Gegen¬
ständen zum lebendigen Ausdruck, mit denen es sich umgibt: seinen
Hausgeräten, Werkzeugen, Schmuckstücken, insbesondere aber seinen
Bauwerken. Die ältesten aufuns gekommenen Bauwerke, diejenigen
des ägyptischen Volkes, zeichnen sich durch Massenhaftigkeit und
Kraft aus. In Grabdenkmälern größter Art, bei Pyramiden, ihren
Tempeln und Obelisken prägt sich die ägyptische Eigenart am deut¬
lichsten aus. Zu beiden Seiten des Tentpeleingnngs erheben sich hohe
Bauten, Pylonen; die Hallen im Innern sind eingeschlossen von Säulen,
die oft als viereckige Steinpfeiler, als 8- oder16-eckige Säulen ntit
kanneliertem Schaft, als reichverzierte Pflanzensäulen sich ausbilden.
Als Ornament wird am meisten die Hieroglyphe verwandt, dann
das Pflanzenornament: die Lotosblume; als Tierornament die ge¬
flügelte Sonnenscheibe mit den Schlangenköpfen, der Skarabäus.
Ähnlich wie die ägyptische entwickelt die babylonische Bau¬
kunst sich zunächst in einer gewissen Massenhaftigkeit der ganzen An¬
lage. Der Tempelbau hatte zumeist die Formt der Stufenpyramide;
Säulen werden nur selten verwendet. Das Ornament zeigt eine deut¬
liche Nachahmung der Teppichweberei; es verwendet in erster Linie
ebenfalls die Lotosblüte, dann Palmetten und Rosetten. Die Bild¬
hauerkunst soll vor allem die großen Wandflächen und Eingänge zu
den Palästen schmücken und zeigt ihre kühnsten Formen im Relief.
Figuren mit Stierkörpern, Flügeln und Menschenköpfen sind häufig,
daneben Löwen und geflügelte Ungeheuer aller Art.
Die indische Baukunst ist teils buddhistisch, teils brahma-
nistisch. Für letztere eigentümlich ist die Pagode. Beiden Stilen
gehören die großen Grottentempel an. Die Pagode besteht aus
Gebäuden mit mehreren Höfen, die von einer Werner mit Türmen
umgeben sind. Die Hauptgebäude erheben sich als Treppen-Pyra-
miden und endigen in Kuppeln. Die Grottentempel sind in Felsen
gehauen und durch Säulengänge in mehrere Schiffe eingeteilt. Die
Decke ist flach. Im allgemeinen sind die Formen des indischen
Baustils voll und schwülstig; Ornamentik und Plastik sind mannig¬
faltig und voll Fantasie. Die Malerei erreicht ihre höchste Kunst
hauptsächlich in der Kleinmalerei, namentlich sind die Lackarbeiten
besonders hervorragend.
Der etwa gleichaltrige chinesische Stil besitzt nur wenige
monumentale Bauten, da fast nur Holz und Ziegel zur Verwen-