Aus der Länder-⸗ und Völkerkunde. 
4 die Hände; fast geleert ist seine Niederlage, 
133. Die Leipziger Messe. und reiche Bestellungen sind für die nächste 
Das Königreich Sachsen besitzt an Leipzig Messe bei ihm gemacht. Werfen wir einen 
eine Handelsstadt, die nicht allein ein deut- Blick in jene großen Banquierhäuser, welch 
scher, sondern auch ein europäischer Haupt- ein Gedränge herrscht dort! Wie staunen 
handelsplatz genannt zu werden verdient. wir über die ungeheuren Geldmassen, welche 
Da ist Gewölbe an Gewölbe, Niederlage da jeden Tag durch die Hände des Kassie— 
an Niederlage; und ungeheuer ist der Ver- rers gehen! 
kehr und die Handelsthätigkeit, namentlich Und nun der Kleinhandel! Sechshundert 
zur Zeit der Messen. Davon sollte Otto Buden bedecken den schönen großen Markt 
der Reiche, der Stifter dieser Messen, ein- in langen Reihen. Glas- und Steingut, 
mal Zeuge sein! Wie klein und gering Stroh- und Korbwaren, Dosen und Blech— 
war in seinen Tagen die Stadt, und jetzt waren, Farbkästchen, Bleistifte, Federn, 
wie groß und prächtig! musikalische Instrumente, gebirgische Spitzen 
Kaum ist Ostern vorüber, so beginnt und Nähwaren, Nürnberger Spielsachen, 
ein reges Leben, ein unendliches Drängen Bürsten, Handschuhe, tausend andere Ar— 
und Treiben auf den Straßen. Man muß tikel liegen, stehen, hängen hier schön ge— 
sie sehen, die langen Wagenzüge, welche ordnet zum Verkaufe. Dichte Menschen— 
auf den fünf Eisenbahnen fast stündlich massen wogen vom Markle nach dem 
heranrollen, muß Augenzeuge der Reg- Augustplatze zwischen der Post und dem 
samkeit auf den Bahnhöfen sein beim ehemaligen Grimmaischen Thore. Eine 
Ab⸗ und Aufladen all jener Kisten und ganze Bretterstadt hat sich hier in wenigen 
Kasten, Ballen, Lasten und Fässer. Was Tagen auf beiden Seiten der Straße er— 
der Gewerbfleiß vieler Städte, großer hoben. Hier ist der Hauptsitz des Klein— 
Fabrikbezirke, ganzer Länder in jüngster handels. Längs des Augusteums die Buden 
Zeit neu geschaffen hat, fließt hier zusam- der Juden, dahinter Glas-⸗ und Steinguts— 
men. Zu den Fabrikanten und Gewerbs- buden und die Kurzwarengeschäfte. Die 
männern des Königreichs Sachsen gesellen verführerischen Schilder mit „Stück für 
sich die der sächsischen Herzogtümer, Schle- Stück zwei Silbergroschen“ entlocken vielen 
siens, Brandenburgs, der Rheinlande, das Geld. Ein Haupthandelsartikel auf 
Würtembergs, Badens. Selbst die Schweiz diesem Platze sind aber die Schuhwaren. 
hat zahlreiche Vertreter, ebenso Frankreich Lange Budenreihen und nichts als Schuhe 
mit seinen Modeartikeln, seinen Seide- und Stiefel, groß und klein, alle blank 
waren, England mit seinen gewaltigen und schön, alle dauerhaft und weich! 
Niederlagen wollener, baumwollener und Doch wir verlassen diesen Platz und 
Stahlwaren. Welches Getriebe in den gehen nach dem Roßplatz unter die Buden. 
ersten Wochen einer Messe unter den Ein- Es ist Meßsonntag. Welch ein Lärm um— 
und Verkäufern! Allein oder mit einem tobt uns hier! Menagerien mit wilden 
Dolmetscher wandern sie von Niederlage Bestien lassen uns die Töne der Wüsten 
zu Niederlage; freundlich heißt man ein- und Urwälder hören; Dioramen, Pano— 
ander willkommen, hier in deutscher, dort ramen, Kosmoramen versetzen uns, wie 
in französischer, englischer oder italienischer mit einem Zauberschlage, in die Haupt— 
Sprache. Jener Jude mit dem langen, städte der Erde, in schöne Gebirgsgegenden, 
seidenen Kaftan und der braunen Pelz an Wasserfälle und vor Prachtgebäude; 
mütze ist aus Polen; er hat schon für Wachsfiguren, bewegliche und unbeweg— 
mehr als 100 000 Thaler Waren gekauft, liche, fuͤhren uns Darstellungen aus der 
und noch immer kann er nicht abreisen, heiligen und Weltgeschichte vor; daneben 
noch immer wartet er auf neu ankommende Buden, in denen Taschenspieler ihre Kunst— 
Waren. Vergnügt reibt dieser Fabrikant fertigkeit, Athleten ihre Stärke zeigen, 
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