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3. Das Volksleben Hanibui-gs.
Wie die politische und ökonomische Geschichte Hamburgs, so ist
auch der Ausbau des Stadtbildes von einer einzigen Macht beherrscht,
den Bedürfnissen des Handels. Und wie er Land und Wasser um¬
geformt hat, so dient ihm das Leben der staatlichen Gemeinschaft
und des Individuums. Der Hafen ist der Herr der Stadt. Alle
Bildungen im Stadtplan, die nicht von den Erfordernissen des Handels
und der Industrie vorgeschrieben, waren dem Zufall und der Willkür
überlassen, kein Fürstenschloß, kein Schloßgarten, kein Wildpark
bildete den Kern einer großräumigen Stadtanlage, und heute erst werden
Anstrengungen gemacht, einen allgemeinen Bebauungsplan durchzusetzen.
Da ist es fast ein Wunder, daß die Stadt so schön geblieben
ist. Sie verdankt es dem Naturgefühl des niedersächsischen Stammes,
der ihn bewohnt. Hamburg erscheint, vom Luftballon aus gesehen,
immer noch wie ein großer Park mit Häusern darin. Es ist mit
seinen Wasserflächen, Wiesen, Parks und Gärten mitten im Straßen¬
netz so weitläufig gebaut, daß es vor einigen Jahren mehr Straßen¬
laternen brauchte als Berlin.
Die Sehnsucht jedes einzelnen seit Jahrhunderten ist Haus
und Garten. Der Garten ist immer noch der einzige Luxus großen
Stils, den sich im allgemeinen der Hamburger gönnt. Er hat seine
Gärten noch immer in der eigentlichen Wohnstadt in Pöseldorf und
Harvestehude, auf der Uhlenhorst, in Borgfelde und Hamm. Die
oberste Schicht hat an der Gewohnheit des Winterhauses in der
Stadt und des Sommerhauses in der nächsten Umgebung bis heute
festgehalten. Es gibt ein Winter-Hamburg und ein Sommer-Hamburg.
Dieses erstreckt sich im weiten Bogen um den alten Kern. Wer am
einen Ende der Peripherie des großen Halbkreises wohnt, hat im
Sommer unter Umständen Stunden zu fahren, wenn er auf der anderen
Seite zum Diner geladen ist.
Die Vorliebe der Gesellschaft für das Einzelhaus gibt dem
öffentlichen Leben den Charakter, man möchte fast sagen: sie löscht
es aus. Haus und Garten haben die Tendenz^), die Familie wie
den einzelnen der Öffentlichkeit zu entziehen. Nach Promenaden.
Stadtpark oder Korso besteht kein Bedürfnis. Hamburg hat mitten
in der Stadt zahllose kleinere und größere Parks und Wiesenflächen,
aber es fehlt ein Park, in dem sich alle begegnen. Die Equipagen
gehören, wie man in Hamburg übertreibend zu sagen pflegt, der
Kategorie der Lastfuhrwerke an. Wer Aufwand damit treiben wollte,
der fände keine Gelegenheit, ihn zu zeigen. An ihre Stelle tritt bis
) Bestreben.