185
der Kopf war unbedeckt; doch schützten ihn einige im Gefechte auch mit
einer Art Helm oder mit Köpfen wilder Thiere, welche ihnen ein fürchter¬
liches Ansehen gaben. Sie wohnten in Hütten von rohem Holzwerke,
welche mit Zweigen, Rohr oder Stroh gedeckt, nicht in zusammenhängenden
Städten oder Dörfern, sondern einzeln auf einem Weideplätze oder
im Walde lagen und von einem Gehege umgeben waren. Ihre Nah¬
rung war einfach: Kräuter und Wurzeln, Waldbeeren und Baumfrüchte,
Vogeleier, Fische und Fleisch aß man entweder roh, oder gekocht und
geröstet; ihre Lieblingsspeise war Haferbrei und ihr liebstes Ge¬
tränk Bier, welches sie aus Gerste zu bereiten wußten. Auch Brod,
Butter und Käse zu machen, verstanden sie. Einfache Geräthschaften
und Werkzeuge verfertigten sie sich aus Holz, Thon, Stein und Eisen.
Doch hatten sie auch schon Karren, Pflüge und Webstühle, freilich ein¬
facher als die unsrigen. Zum Sitzen und Liegen dienten ihnen die Häute
von Hunden, Wölfen und Bären.
Es gab bei den alten Deutschen noch keine besondere Handwerker;
jeder mußte sich das, dessen er zum Leben nöthig hatte, selbst zu ver¬
schaffen suchen. Ihre Arbeit diente daher auch nur zu des Leibes Noth¬
durst. Außer den ihren Bedürfnissen entsprechenden Handarbeiten wurde
Ackerbau und Viehzucht getrieben, doch nur von den Frauen, den
Schwächlingen und Sklaven. Der freie, kräftige Mann hielt es unter
seiner Würde, zu arbeiten.
Auf seinem eigenen Gehöfte, umgeben von dem nöthigen Ackerlande
und von Weideplätzen zur Nahrung für das Vieh, lebte der stete Deutsche
mit seinem Weibe, seinen Kindern und Sklaven, welche letzteren
bei keinem der alten Völker so gut gehalten wurden, als bei unseren
Vorfahren. Der Leibeigene hatte entweder seine eigene Besitzung, von
deren Ertrage er ein Gewisses abgeben mußte, oder er lebte mit am
Tische des Hern:. Der Hausvater war das Haupt, der Herr und
Richter in seiner Familie, welcher die Streitigkeiten in der Familie
durch seinen Machtspruch schlichtete.
Die Frau war des Mannes treue Gehülfin, welche die Gefahren
und die Lasten desselben im Kriege und Frieden theilte und das Haus¬
wesen und die Kindererziehung leitete. Die letztere war ganz darauf
berechnet, das Geschlecht in seiner ursprünglichen Kraft zu erhalten.
Halbnackt wuchs der Knabe heran, im Hause und auf dem Felde der
Mutter Gehülfe. Bei Sturm und Wetter warf er sich in den Strom
und stählte seine Kraft an jeglicher Leibesübung. Schon früh folgte er
dem Vater auf die Jagd und suchte von jetzt ab an dessen Beispiel
sich zu bilden. Unbekleidet sprangen die Jünglinge zwischen nackten
Schwertern und Lanzenspitzen kunstvoll hindurch und wurden von den
Zuschauern um so mehr beklatscht, je weniger Ängstlichkeit sie dabei
zeigten. Besonders galt das Lob der Frauen bei solchen Spielen und
ähnlichen Gelegenheiten viel. Wie mit Siegeszeichen prangten sie mit
den Hörnern erlegter Auerochsen in der Gemeine, und je mehr sie
vorzeigen konnten, desto lauter ertönte ihr Lob; dann wurden sie in