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Pflanzenkunde. 
Fig. 4. 
deutschland, im Norden in der Ebene, dient den Nordländern als Nahrungsmittel, bei 
uns als Arzneimittel gegen Lungenschwindsucht. Die Lackmusflechte liefert einen blauen, 
die Orseillcflechte einen roten Farbstoff. 
§ 16. Der Stein- oder Herrenpilz. (Fig. 4.) An einem ausgewachsenen 
Steinpilze unterscheidet man das Lager, den Strunk und den Hut. Das 
Lager ist ein Geflecht von Fäden, mittels 
deren der Pilz seine Nahrung aus verwesen¬ 
den Stoffen aufnimmt. Der Strunk ist am 
Grunde bauchig aufgetrieben, blaßbraun ge¬ 
färbt und trägt den dicken, kissenartigen Hut; 
dieser ist oben glatt und bräunlich gefärbt. 
Die Unterseite des Hutes ist gelblich und zeigt 
viele kleine Löcher. Es befindet sich nämlich 
an der Unterseite das Schlauchlager, eine 
Menge miteinander und mit der Hutmasfe 
verwachsene Röhrchen, in denen die Sporen 
sitzen. Der Steinpilz wächst in Laubwaldungen, 
besonders unter Eichen, gehört zu den belieb¬ 
testen Speisepilzen und wird frisch und ge- 
Steinpuz. trocknet gern gegessen. 
Die Pilze sind ganz eigentümliche Pflanzen. Sie 
brauchen zu ihrem Wachstum kein Licht; deshalb fehlt ihnen die grüne Farbe (Blattgrün), 
die allen anderen Pflanzen eigen ist. Sie wachsen auf verwesenden Pflanzen- und Tier- 
stoffen, nehmen wie die Tiere Sauerstoff aus und scheiden Kohlensäure ab. Beim 
Verfaulen verbreiten sie einen sehr üblen Geruch; denn sie enthalten viel Stickstoff. Viele 
Pilze sind eßbar und auch nahrhaft. Sie sollten deshalb namentlich von armen Leuten 
mehr benutzt werden. Leider gibt es auch eine große Menge giftiger Pilze, deren Genuß 
Krankheit und Tod zur Folge hat. Ein allgemein sicheres Merkmal dafür, ob ein Pilz giftig 
ist oder nicht, gibt es nicht. Daher sollte man nur solche Pilze verbrauchen, die man kennt. 
Andere eßbare Pilze sind: 
Der Champignon, ein Blätterpilz, Sporen an der Unterseite des Hutes in einem 
blätterigen, blaßroten Lager. Hut und Strunk weiß, in der Jugend mit einer Hülle 
versehen, die als Ring am Strunke zurückbleibt. Die Speisemorchel, mit kegelförmigem 
Hute, der an seiner Oberfläche mit vielen erhabenen, verschlungenen Leisten besetzt ist, 
wächst in Laub- und Nadelwäldern. Die Trüffel wächst unter der Erde und wird mit 
abgerichteten Hunden gesucht. Sie hat in ihrer Form Ähnlichkeit mit dem auf Wiesen 
wachsenden Bauchpilz oder Bovist. Der Eicrschwamm, dottergelb; Hut in der Mitte 
vertieft, Rand aufwärts gekrümmt. Der Reizker, Hut ziegelrot oder pomeranzengelb, 
Blätter an der Unterseite des Hutes gelblich, enthält einen rötlichen Saft. 
Giftige Pilze: Der Giftreizkcr unterscheidet sich vom eßbaren Reizker durch 
den eingebogenen, gefransten oder zottigen Hutrand. Der Fliegenpilz ist ein Blätter¬ 
schwamm; sein Strunk ist unten knollig verdickt, oben mit einem Ringe versehen. Der 
Hut erscheint bei jungen Pilzen gewölbt, bei alten flach, rot und durch die Überreste 
der Hülle weiß gefleckt. 
Andere Pilze sind: Der Hesenpilz. Er erzeugt die Gärung. Der grüne und 
braune Schimmel am Brote sind Fadenpilze. Der Kartoffelpilz erzeugt die Kartoffel¬ 
krankheit, der Traubenpilz die Traubenkrankheit. Der Rostbrand an den Blättern 
von Gräsern und Getreide und der schwarze Flugbrand an den Ähren rühren ebenfalls 
von Pilzen her. Der Hausschwamm entsteht im feuchten Holze und zerstört dasselbe in 
kurzer Zeit. Selbst viele Krankheiten des Menschen werden durch Pilzbildungen veranlaßt.
	        
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