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Kämpfen in den Weg warfen, um sie von den Cernierungslinien der Haupt¬ 
stadt fern zu halten, wiesen sie ebenso tapfer alle von den Belagerten unter¬ 
nommenen Ausfälle' energisch und erfolgreich zurück. Als aber durch die 
wuchtigen Schläge der Deutschen die feindliche Widerstandskraft gebrochen war, 
begann die Beschießung der Forts von Paris. Zwar war noch einmal der 
Kampf in offener Feldschlacht entbrannt; aber die Siege der Deutschen bei 
Le Mans (12. Januar) und St. Quentin (19. Jan.), nicht minder das 
gänzliche Scheitern der versuchten Entsetzung der Vogesenfestung Belfort durch 
den General Bonrbaki hatte die letzten Kräfte des tief gedeinütigten Feindes 
erschöpft. Endlich an: 28. Januar 1871 schwieg der Donner der Geschütze; die 
gedemütigten Pariser baten um Waffenstillstand. Nachdem die unüberwindlich 
und unverletzlich gepriesene französische Hauptstadt trotz aller Gefahren unb den 
Unbilden eines strengen Winters von den Unsrigen beinahe fünf Monate lang 
(vom 19. September bis 28. Januar) mit unvergleichlicher Ausdauer von aller 
Verbindung mit den übrigen Teilen des Landes abgeschnitten gehalten worden, 
stellten sich Zustände im Innern derselben heraus, welche unerträglich waren. 
Es öffneten sich die Thore der hungernden Weltstadt dein Verkehre, xtitb ein Teil 
des siegreichen deutschen Heeres betrat am 1. März die feindliche Hauptstadt. 
Bei dem nun folgenden Friedensschlüsse trat Frankreich an Deutschland 
das Elsaß und Deutsch-Lothringen mit Metz ab und verpflichtete sich, 
5 Milliarden Frank Kriegskosten zu zahlen. So endete der Krieg, der in 
Bezug ans die Großartigkeit seiner Erfolge alles übertrifft, was die Geschichte bis 
auf unsere Zeit zu erzählen vermag. Innerhalb seiner siebenmonatlichen Dauer 
sind etwa 150 Gefechte und 17 große Schlachten geliefert worden; es wurden 
27 Festungen, darunter Straßburg, Metz, Belfort, Paris, eingenommen unb an 
400 000 französische Soldaten als Gefangene nach Deutschland abgeführt; gegen 
7000 Geschütze und 800000 Gewehre fielen den Siegern als Beute in die Hände. 
Kath. Schulbl. u. a. 
99. Lei ixiuvelotte. 
Das war ein heisser, ein blutiger Tag, 
Wohl manchem Helden das Auge brach. 
Wie reifes Korn vor der Sense Wucht, 
So sinken die Reihen hinab in die Schlucht. 
Bataillone werden hinweggemäht, 
Schwadronen vernichtet, — die Schlacht, 
sie steht! 
Mit Trauern sieht es der König. 
Die Kugel zischt, die Granate kracht, 
Die Mitrailleuse zerschmettert mit Macht. 
Schon sind Regimenter in Splitter zer- 
spellt, 
Und immer neue rücken ins Feld, 
Sie stürmen hinan die tödlichen Höh’n, 
Sie stürmen und fallen, — die Schlacht 
bleibt stehn! 
Mit Trauern sieht es der König. 
Die Sonne neigt sich — noch steht die 
Schlacht! 
Was dröhnt dort dumpf aus der Waldes¬ 
nacht? 
In blauen Säulen, lautlos und stumm, 
Bricht's vor und schwenkt sich mächtig 
herum; 
Die Erde zittert, — Feind, zitt’re mit! — 
Es ist der wuchtige Massenschritt 
Der pommerschen Grenadiere. 
In breiten Kolonnen, Mann an Mann, 
Im Sturmschritt geht es die Höhen hinan, 
Es kracht keine Salve, es fällt kein Schuls, 
Bajonett und Kolhen, sie machen den 
Schluss. 
Die Schlacht rückt vorwärts, es weicht 
der Feind — 
Sie haben’s ihm gar zu ernst gemeint, 
Die pommerschen Grenadiere. 
Und nun mit Hurra hinter ihm drein, 
Und werft ihn vollends nach Metz hinein! 
Kanonen blitzen noch durch die Nacht, 
Das grause, das blutige Werk ist vollbracht. 
Die Schlacht ist gewonnen, verloren 
Bazaine — 
Im Auge des Königs die Thränen stehn: 
Gott lohn’ euch, ihr tapferen Toten! 
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