VI. Zu des Geistes und Gemütes
Erhebung.
„Nicht der ist auf der Welt verwaist.
Dem Vater und Mutter gestorben.
Sondern der für Herz und Geist
Keine Lieb' und kein Wissen erworben."
179. Gebet.
Herr, den ich tief im Herzen trage, fei du mit mir!
Du Gnadenhort in Glück und Plage, fei dn mit mir!
Im Brand des Sommers, der dem Mann die Wange bräunt,
Wie in der Jugend Rosenhage, sei du mit mir!
Behüte mich am Born der Freude vor Übermut,
Und wenn ich an mir selbst verzage, sei du mit mir!
Gib deinen Geist zu meinem Liede, daß rein es sei,
Und daß kein Wort mich einst verklage, sei du mit mir!
Dein Segen ist wie Tau den Reben; nichts kann ich selbst;
Doch daß ich kühn das Höchste wage, sei du mit mir!
O du mein Trost, du meine Stärke, mein Sonnenlicht,
Bis an das Ende meiner Tage sei du mit mir! E. Geisel.
180. Worgentied.
t. Verschwunden ist die finst're Nacht;
Die Lerche schlägt; der Tag erwacht;
Die 5onne kommt mit prangen
Am Himmel aufgegangen.
Sie scheint in Aönigs Prunkgemach;
Sie scheinet durch des Bettlers Dach,
Und was in Nacht verborgen war,
Das macht sie kund und offenbar.
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