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194. Frisch gesungen. — 195. Die Hoffnung.
Wer in tiefen Gaffen gebaut,
Hütt' an Hüttlein lehnt sich traut;
Glocken haben ihn nie erschüttert;
Über ihm ist's, wenn's gewittert;
Aber spät sein Morgen graut.
Höh' und Tiefe hat Lust und Leid.
Sag ihm ab, dem törichten Neid;
Andrer Gram bringt andre Wonne.
Dulde, gedulde dich sein!
Über ein Stündelein
Ist deine Kammer voll Sonne. Paul Heyie
194. Krisch
bsab' oft im Kreise der Lieben
In duftigem Grase geruht
Und mir ein Liedlein gesungen
Und alles war hübsch und gut.
ksab' einsam auch mich gehärmet
In bangem, düsterem lNut
Und habe wieder gesungen
Und alles war wieder gut.
gesungen.
Und manches, was ich erfahren,
verkocht sich in stiller Wut,
Und kam ich wieder zu singen,
war alles auch wieder gut.
Sollst nicht uns lange klagen,
was alles dir wehe tut,
Nur frisch, nur frisch gesungen!
Und alles wird wieder gut. Chamisso
195. Pie Koffnung.
Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen;
Nach einem glücklichen, goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wird wieder jung;
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.
Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein;
Sie umflattert den fröhlichen Knaben;
Den Jüngling locket ihr Zauberschein;
Sie wird mit dem Greis nicht begraben;
Denn, beschließt er am Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er — die Hoffnung auf.
Es ist kein leerer, schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne der Toren;
Im Herzen kündet es laut sich an:
Zu was Vesserm sind wir geboren.
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.
Schiller.