Contents: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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Meter hoch. Das ist schon eine beträchtliche Höhe, gegen die Berg— 
ketten des Landes gerechnet; der höchste Gipfel des Deisters 
bei Hannover hat z B nur etwa 400 Meter Höhe, bleibt also gegen 
diese benen Stellen des Harzes noch um 100 Meter ur Aber 
an anderen Stellen erheben 3 über dieser ebenen Oberfläche noch 
nin betraͤchtliche Berge, so 3 B. der Brocken, der höchste 
erg Norddeutschlands, über dem sogenannten Brockenfelde. Das 
st ne elwa 600 Meter hohe Ebene, bedeckt mit tiefem Moor, zwischen 
welchem überall mächtige Felsblöcke umherliegen, deren e wohl 
sp oß sind wie eine mäßig große Stube; an etwas trockneren 
Stellen steht noch hoher Tannenwaͤld. Darüber steigt nun der Brocken 
wie eine flach gewölbte Kuppel auf, deren höchste Spitze, auf der das 
Brockenhaus mit seinem hohen Aussichtsturme steht, 1140 Meter über 
dem Meere aufragt. i man bom Brockenfelde zum Brocken 
empor, so sieht man, je höher man kommt, den Tannenwald immer 
niedriger, seine Bäume inmer verkrüppelter werden. Auf der West— 
seite, woher die heftigsten Winde kommen, fehlen inen fast alle 
Zweige; n der Ostseite senken sich, als süchten sie Schuß und 
Wärme, zur Erde hin und sind von weißen, lappigen Flechten wie von 
mnem weißen Barte bedeckt, so daß sie wie Greise aussehen. Die eigent⸗ 
liche Spitze des Berges ist ganz kahl von Bäumen; nur hin und wieder 
sieht man an den hunen Stellen der Felsen elwas Weidengebüsch 
Auf dem ünnen Rasen stehen seltsame Blumen, der e 
naunte Hexenbesen, die man sonst in Norddeutschland nicht, wohl aber 
im nbrolichen Schweden wiederfindet. Oben angekommen, werden 
wir durch die weite Rundsicht wunderbar überrascht, denn das Auge 
überblickt einen Kreis, dessen Durchmesser 200 kin beträgt. Zunächst 
lum uns liegt das Harzgebirge mit seinen meilenweiten Wäldern; 
dann überblickt man die Ebenen mit ihren grünen Feldern, zwischen 
denen ude von roten Flecken die Dorfer und Städte andeuten 
Oft stehen wir hier mitten in den Wolken, sehen sie vom Winde 
rieben herankommen, werden dann von ihnen in einen dichten Nebel 
Angehullt; aber rasch ist er wieder verflogen, und wir blicken durch 
die Qten der Wolkendecke wie durch Fensler hinab in die sonnenbe— 
schienene Ebene. Bisweilen ereignet es sich, daß oben der Himmel 
in und Uar ist und wir die Walkendecke, die alles bis zum Gipfel 
des Berges einhüllt, zu unseren Füßen n dann kann man im 
Sommer wohl das Shauspiel haben, daß es in diesem Wolkengürtel 
ein Gewitter gibt, dessen Blitze unter uns zucken, und dessen Donner 
aus der Tiefe zu uns herauf brüllen. 
2. Aer hat denn das Gebirge keine Thäler? so werden die 
Nachdenkenden unter euch fragen. A in sind Thäler vorhanden, 
aber fie sind erft durch die Gewalt der Gewässer entstanden, welche 
von den Gipfeln des Gebirges, namentlich vom Brocken, herabströmen 
und sich tlefe und enge Rinnen in das Gestein gegraben haben. Das 
ist den Gewassern recht schwer geworden, und sie haben wohl manches 
Jahrhundert daran zu thun n sich so allmählich in das Gebirge 
hineinzunagen und Iich ihr Vetle auszuspülen. Darum sind auch die
	        
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