fullscreen: Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen

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Steh' ich im Feld, mein ist die Welt! 
Kommen mir zwei und drei, haut mich mein Säbel frei; 
schießt mich der Vierte tot, tröst' mich der liebe Gott! 
Juchhe ins Feld! Mein ist die Welt l I. P. §<.5,1 
154. Ein StülkLein aus dem franMschen Kriege. 
Bei der Belagerung von Metz fiel bei einem der Ausfälle, welche 
die Belagerten machten, unter einer großen Anzahl von Gefangenen auch ei« 
Soldat des 33. französischen Linienregiments in die Hände unserer Soldaten. 
Sein Aussehen mußte jedem, der ihn sah, das tiefste Mitleid 
einflößen; denn nur noch in Fetzen hingen ihm die Kleider um den 
Leib und starrten überdies von Schmutz, der sie wie eine dicke Kruste 
überzogen hatte. Die Schuhe waren wie aufgeweicht, ließen die bloßen 
Zehen erblicken und wurden nur noch durch die Gamaschen an den Füßen 
festgehalten. So sahen nun freilich mehr oder weniger alle Gefangenen 
aus, da der größte Teil des gewaltigen Heeres, das durch die blutige 
Schlacht bei Gravelotte in die Festung Metz hineingedrängt worden war, 
außerhalb der überfüllten Stadt in Zeltlagern kampieren mußte. Allein 
bei dem gefangenen 33er kam noch das hinzu, daß man ihm nicht bloß 
den bitteren Hunger ansah, sondern daß er auch noch von einem heftigen 
Fieberfroste geschüttelt wurde. 
Die Landwehrleute, welche zum Transportieren der Gefangenen nach 
Pont-n-Mouston befehligt waren, nahmen sich des Leidenden voll Mitleids 
an, gaben ihm reichlich zu essen, hängten ihm eine Pferdedecke über und 
suchten ihm alle mögliche Erleichterung zu gewähren. Allein, zurücklaffeu 
konnten und durften sie ihn nicht. 
In Jouy, wo einige Zeit gerastet werden sollte, machte mein Fran¬ 
zose dem Landwehrmanne, der an seiner Seite ging, einem treuherzigen 
Pommern, mit großem Aufwand von Worten und Zeichen verständlich, daß 
hier seine Heimat sei, wo er Frau und Kinder habe, und bat hände¬ 
ringend, daß man ihn diese noch einmal vor dem Wettermarsche be¬ 
suchen lasse. 
Kaum hat der Pommer verstanden, worum es sich handelt, so eilt 
er zu seinem Offizier, ihm die Bitte des Leidenden vorzuttagen, und bringt 
seine Fürbitte so geschickt und eindringlich an, daß er zu seiner großen 
Freude die Gewährung derselben erhält, sowie den Befehl, den Gefangenen 
zu begleiten. 
Und siehe da, der Weg geht nach einem Hause, in dessen Nachbar¬ 
schaft der Pommer vor nicht langer Zeit selber ein paar Tage im 
Quartier gelegen hat. 
Das Wiedersehen der beiden Ehegatten lasten wir unbeschrieben. Die 
Frau sieht natürlich den begleitenden Soldaten kaum an, sondern hat nur 
Augen und Ohren für ihren Mann, dessen Jammergestalt ihr fast das 
Herz brechen will, und dem sie in der Eile alles mögliche Gute antun 
möchte, während sie doch in Wirklichkeit kaum etwas anderes tut, als 
daß sie eines um das andere ihrer beiden Kinder zum Küsten hiuhält.
	        
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