Die Reibungen zwischen England und Frankreich.
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in den demüthigsten Ausdrücken und ernannte Espartero und Odonel
zu Ministern. Christine wurde gefangen, jedoch durch die Maßregeln
der Minister gedeckt und glücklich über die Gränze Spaniens gebracht,
das ihr seinen Fluch nachsandte. Dasselbe erhielt abermals konstituie¬
rende Kortes, welche an einer neuen Verfassung arbeiteten, während die
Parteien, namentlich die republikanische, sich in Aufständen und Unruhen
ergingen, welche durch die Thenrung des Jahrs 1856 einen sehr gefähr¬
lichen Charakter annahmen. Espartero und Odonel hatten zwar bei
Uebernahme der Gewalt die Versöhnungsscene gut gespielt, konnten sich
jedoch zu einem einträchtigen Handeln um so weniger verstehen, als
Odonel sich mit der Partei der Progressisten niemals befreundet hatte.
Da er die Truppen auf seiner Seite hatte (es mangelte ihm 1856 so
wenig als 1843 an baarem Geldes), so widersetzte er sich im Minister-
rathe den Anträgen Esparteros und zwang dadurch denselben zum Aus¬
tritt (15. Juli); eine theilweise Insurrektion der Milizen zu Madrid,
Saragossa, Girona re. wurde leicht unterdrückt, die Versammlung der
Kortes aufgelöst, der Verkauf der Kirchcngüter eingestellt, eine neue
Verfassung vorbereitet u. s. w. Allein schon im Oktober mußte Odonel
dem Marschall Narvaez weichen, der aus seiner Verbannung, die er
meistens zu Paris zugebracht hatte, zurückkehrte und seitdem die Negie¬
rung Spaniens wieder lenkte und eine neue, der Himmel weiß die wie¬
vielste, Verfassung zimmern ließ, seinen Platz jedoch bald wieder Odonel
einräumen mußte. Ein folgenreiches Ereigniß kann die Geburt eines
Thronerben genannt werden, des Prinzen von Asturien, welche am
28. November 1857 erfolgte.
Achtzehntes Kapitel.
Die Reibungen zwischen England und Frankreich.
Die erste Phase der orientalischen /rage. Das Durchsuchungsrecht. Mrriko.
Lucnos-Ägres. Madagaskar. Königin pomare.
Die spanischen Heirathen bezeichneten nur den härtesten Zusammen¬
stoß der französischen Politik, in welchen sie mit der englischen bis da¬
hin gerathen war, die alle Bewegungen der französischen mit Argus¬
augen überwachte und derselben besonders am mittelländischen Meere
entgegenarbeitete. Daß die Geschicke der alten Welt sich an und auf
dem Mittelmeere entscheiden werden, seitdem sich Amerika von Europa
emancipiert hat, ist in England und Frankreich die allgemeine Ueberzeu-
gung; denn dasselbe ist die Straße zum Orient. Die Herrschaft über
das Mittelmeer führt zuletzt zum Besitze Aegyptens, dieser Brücke zu den