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Pfalz wohl mehr als 3000 Steinhauer! Rechnet man noch den Ver¬
dienst, den Fuhrwerksbesitzer, Eisenbahnen und die Eigentümer der
Steinbrüche selbst haben, so ergibt sich eine jährliche Gesamtumschlags¬
summe von mehr als 8 Millionen Mark. Diese Summen fallen
besonders deshalb schwer ins Gewicht, weil sie meistens wirtschaftlich
ärmeren Gegenden zugute kommen.
Recht belehrend ist es an einem Zandsteinbruche sinnend zu ver¬
weilen. Ein Freund der Natur geht darum nicht achtlos an ihm
vorüber,' denn hier ist ein Drt, wo er einen tiefen Blick in die Geheim¬
nisse unserer Mutter Erde werfen kann. Tritt auch du näher, junger
Freund, und schaue, wie der Stein sich aus lauter einzelnen Körnchen
zusammensetzt, wie die Schichten abwechselnde Färbung zeigen und
wie gewaltige Risse das Gestein durchsetzen! Dann überdenke, welche
Reihe von Jahrtausenden wohl notwendig war um Rornchen aus
Rörnchen zu bauen und zu befestigen, und staune über die Rraft,
die es fertiggebracht hat solche Massen zu brechen! hast du besonderes
Glück, dann findest du vielleicht ein eigentümliches Gebilde, einen ver¬
steinerten vorweltlichen Schachtelhalm von der Dicke eines Rrmes. Er
sagt dir, daß der Rnfang des Lebens Millionen von Jahren zurück¬
liege, daß er unergründlich sei.
Unser Pfälzer Land birgt in seinem Inneren nicht Gold und nicht
Edelsteine. Bäte es aber solche Schätze, dann würden sich gewiß nur
wenige ihres Besitzes freuen. In dem Sandstein hat uns die Natur
ein Geschenk gegeben, das allen nützt: er baut die Hütte des Rrmen
und das stattliche Haus des Bürgers, er ziert den Palast des Reichen
und unsere weit in das Land hinausschauenden Gotteshäuser.
Johannes Bohl.
57. Zimmerjpruch.
ZTIas neue Haus ist aufgericht't.
Gedeckt, gemauert ist es nicht,
Noch können Kegen und Sonnenschein
Von oben und überall herein.
Drunl rufen wir jum Meister der Welt,
Cr wolle von dem Himmelszelt
Nur Heil und Segen gießen ans
Hier über dieses offne Haus.
Zuoberst woll' er gut Gedeib'n