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zu warten haben. Es braucht nichts Großes zu sein, was du dem
anderen schenkst oder bereitest, tu es nur mit freundlichem Blick
und es wird gut sein.
Doppelt glücklich aber wirst du sein, wenn dein Nebenmensch
den gleichen Vorsatz gefaßt hat wie du und er dir nun unverhofft
etwas Freundliches in dein Haus oder in dein Herz sendet.
Das ist die schönste geheime Verbindung der Menschen, wenn
jeder darauf denkt, die kurze Lebenszeit, die er hier neben dem
anderen zubringt, diesem, soviel er vermag, mit allem Guten und
Schönen auszufüllen.
Und höher steigt diese Liebe, wenn man darauf denkt, etwas
zu tun, was dem Allgemeinen, der Gemeinde, dem Staate, der Mensch¬
heit, zugute kommt. Dieser Gedanke gibt jedem Menschen, so klein
und beschränkt auch sein Leben sei, eine innere Würde und Hoheit,
eine Glückseligkeit, die über alle kleinen Plagen, über alle Tren¬
nungen hinaushebt, die den Menschen mit sich und mit der Welt
einig macht — durch die Liebe.
Bertold Auerbach.
50. wo wohnt bas Glück?
7\ frag' mich nicht: »IDo wohnt bas Glück?«
^ Siel] vorwärts nicht, noch sieh zurück!
0 such' es nicht in weiter Ferne
Bus diesem ober jenem Sterne!
0 such's nicht bort und such's nicht hier!
Cs wohnet nur in dir.
2. Und wenn bu's da nicht finden magst,
Umsonst ist, bah du weinst und klagst,
Umsonst dein Sehnen, dein verlangen,
Umsonst dein hoffen und dein Bangen.
0 frag' mich nicht! — Pas Glück sind wir.
Das Gluck wohnt nur in dir.
(joffmann o. Fallersleben.
□ ooo