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Jüngere hinaus und wollte dem Bach ein neues Bett graben, hinter¬ 
drein kam schon der ültere Bruder und sagte: Was tust du da, laß 
du mein Wasser stehen. Da bekam der Jüngere so eine Wut, daß 
er die Zchaufel aufhob und den andern damit niederschlug. Dann stieß 
er einen fürchterlichen Fluch aus. Der Teufel soll das Wasser ver¬ 
schlucken. von demselben Tage an stand die Mühle still, weil alles 
Wasser in dem Boden versunken war." 
Oie Nrt, wie die Kinder den Stoff schriftlich gestalteten, wich auf¬ 
fallend von der des vorerzählten ab. Inhaltlich war die Nieder¬ 
schrift kürzer, weniger ausgeschmückt, mitunter so einfach, daß man 
an die Trzählweise; der Zagen aus dem volksmund erinnert wurde. 
Formell war jede Phrase vermieden, die Klarheit des Hauptsatzes 
gewählt und meist ein kindlicher oder doch volkstümlicher Nusdruck 
gefunden worden. Jedes Nufsätzchen trug durch irgend eine Wendung 
persönliches Gepräge. 
Woraus erklärt sich diese erfreuliche Zelbständigkeit, trotz der 
notwendigsten formalen Vorübungen? Daraus, daß die Zage, die auch 
im Lesebuch enthalten ist, nicht vor der Nufsatzgestaltung nach dem 
Lesetext behandelt und zerpflückt wurde, daß also die Zchüler aus ihrem 
Innern und nicht aus dem Buche heraus schrieben. Nachher lasen 
die Mädchen mit um so regerem Interesse - denn persönliche Nrbeit hatte 
in ihnen längst das Bedürfnis geweckt recht gründlich nachzusehen, ,,was 
denn darüber im Buche steht." 
Zo kann man selbst bei einer Nacherzählung die Gestaltungs¬ 
kraft der Kinder am Rohstoffe stärken und dabei doch das Lese¬ 
buch zu seinem Rechte kommen lassen, ohne den Zchülern dessen unkind¬ 
liche Wortgebung, Zatzverbindung und Wortfolge aufdrängen zu müssen. 
postfertig 
Zum Briefschreiben in der 6.-8. Klasse. 
Ztand der deutsche Unterricht früher unter der alleinigen Negie¬ 
rung der Form, so gelangte er im letzten Jahrzehnt vielfach unter 
die alleinige Herrschaft der Zache. Mit dieser Lage wechselte auch 
das Zchicksal des Zchulbriefes. Zwang man früher nahezu jeden 
Stoff in die Briefform, auch wenn, wie bei der Beschreibung eines 
Gegenstandes, keine Beziehung zwischen zwei Personen zugrunde lag, 
so gelten neueren Methodikern ,,besondere Kegeln für den Briefstil
	        
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