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ßaturkraft und dnterricbtskunit. 
Rinderspiel und Schularbeit. 
In dem Merke ,,Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (1801) ver¬ 
folgte Pestalozzi ,,die Anfänge des Unterrichts bis auf ihre äußer¬ 
sten Punkte" und ward überzeugt: ,,von dem Augenblicke an, in 
dem des Kindes Zinne für die Eindrücke der Natur empfänglich 
werden, unterrichtet es die Natur. Die Neuheit des Lebens selbst ist 
nichts anders als das Erwachen der vollendeten physischen Keime, die 
jetzt mit allen ihren Kräften und mit allen ihren Trieben nach Entwick¬ 
lung ihrer Zelbstbildung Haschen. Aller Unterricht des 
Menschen ist also nichts anders als die Kunst, diesem 
paschen der Natur irach ihrer eigenen Entwicklung 
pandbietung zu leisten, und diese Kunst ruht wesentlich auf der 
Verhältnismäßigkeit und Harmonie der dem Kinde einzuprägenden Ein¬ 
drücke mit dem bestimmten Grade seiner entwickelten Kraft. Es braucht 
nur, die Fundamente vielseitiger Kunst und vielseitiger Wahrheit an das, 
was die Kinder die Uatur selber gelehrt, anzuketten und hingegen wieder 
das, was sie die Uatur selber gelehrt, als Erläuterungsmittel aller 
Fundamente der Kunst und der Wahrheit, die man ihnen beibringen 
will, zu benutzen. . Aber unsere unpspchologischen Zchulen sind 
wesentlich nichts anders als künstliche Erstickungsmaschinen von allen 
Folgen der Kunst und der Erfahrung, die die Uatur selber bei ihnen 
zum Leben bringt. . Wie wohl wird es mir in meinem Grabe sein, 
wenn ich es dahin bringe, Uatur und Kunst im volksunterricht so 
innig zu vereinigen, als sie jetzt gewaltsam in demselben getrennt sind!" 
Was Pestalozzi in dieser Vereinigung von Naturkraft und Unter¬ 
richtskunst ersehnt, umfaßt neben anderen Problemen auch den bis 
heute gesuchten Anschluß der Zchularbeit an die Zelbstausbildung des 
Kindes im Zpiele. 
Ein Blick auf den Zpielplatz! Da haben größere Kinder aus 
Ziegelsteinen den Grundriß der elterlichen Wohnung gelegt, in einem 
Zimmer spielen die Kleinen ,,Nikolaus", in der Küche kocht das Paus¬ 
mütterlein den ,,Abendkaffee", daneben sitzt das ,,5chulkind" und 
,,lernt", während draußen der ,,Vater" ungeduldig wartet, bis das 
,,Essen" fertig ist. Unterm nahen Baume hat unterdessen eine andere 
Gruppe den ,,Kaufladen" ausgetan. Knaben ,,rennen" im Pferdespiel 
bis zur Erschöpfung, im ,,Zelt" rasten sie aus. Abseits werden Ziegel¬ 
steine, Erdbrocken, ein Wägelchen und der pund zum ,,Zuge" aufgereiht. 
Arbeitsschule. 
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