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lauft bald wieder unterbrochen ist. In demselben Augenblicke
nun, in dem der Strom zur nächsten Station gelangen kann,
bewirkt er, daß daselbst ein vom Leitnngsdraht mehrfach um¬
wundenes, hufeisenförmig gestaltetes Stuck Eisen zum Elektro¬
magnet wird und einen quer über seinen Polen liegenden Anker
anzieht. Ist dann im nächsten Augenblick am Zeichengeber der
Strom abgeschnitten, so verliert jenes Hufeisen ebensoschnell seine
anziehende Kraft und läßt den Anker ohne Widerstand los. Die
Bewegungen des Ankers zum Elektromagnet hin und von dem¬
selben weg sind es, wodurch das Fortrücken des Zeigers über die
Buchstabenscheibe des Zeichenstellers bewerkstelligt wird.
Der von dem Amerikaner Morse erfundene und von den
Deutschen vervollkommnete Schreibtelegraph verzeichnet mittels
eines Stiftes Punkte und Striche auf einem Papierstreifen und
es bedeutet in dieser eigentümlichen Schrift . — a, — ... 6,
— . — . c, — .. d, . e, .. — . f,-. g, u. s. w. Während bei
dem Zeigertelegraphen der Anker am Elektromagnet ein gezahntes
Rädchen samt dein daran befestigten Zeiger in Bewegung setzt,
ist beim Schreibtelegraphen mit bcnt vom Elektromagnet bewegten
Anker ein Hebel verbunden, an dessen Ende sich ein Metallstift
befindet, der die Schriftzeichen darstellt. Über eine durch Gewichte
gleichmäßig bewegte Rolle nämlich, die dem Schreibstifte so
nahe ist, daß er sie infolge der Hebelbewegung erreicht, läuft
ein straff gespannter Papierstreifen. Wird nun aus der Abgangs¬
station der Depesche der galvanische Strom einen Augenblick her¬
gestellt, so ist der Anker des Elektromaguets auf der Ankuufts-
stativn gleichfalls nur einen Augenblick angezogen und somit hat
der Stift am Hebel auch nur einen kurzen Stoß auf den vor
ihm vorübergehenden Papierstreifen ausführen und einen Punkt
machen können. Bleibt jedoch der Strom ein Weilchen hergestellt
und demnach der Anker des Elektromaguets länger angezogen, so
wird auch der Stift länger an den fortrückenden Papierstreifen
gedrückt und dadurch aus demselben ein Strich gebildet. Sonach
hängt also die Bildung von Strichen und Punkten nur davon ab,
ob der galvanische Strom längere oder kürzere Zeit wirksam bleibt.
Im Jahre 1850 wurde sogar eine unterseeische Tele-
graphenverbiudung zwischen Calais und Dover hergestellt.
Der 44 km lange Leitungsdraht (das Kabel) war von einer Hülle
aus Guttapercha umgeben um die Ableitung des elektrischen
Stromes zu verhindern, und wurde von 100 zu l00 m Ent¬
fernung mit etwa 10 kg schweren Gewichten auf den Meeresgrund
gedrückt. Seit jener Zeit ist eine große Anzahl von Telegraphen-
kabelu durch Flüsse, Seen und Meeresarme gelegt worden und
der durchgängig große Erfolg rief in England die großartige