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besichtigt die schmerzhafte Stelle, nachdem man die Kleider an
der Naht aufgetrennt hat. Oft sieht und fühlt man deutlich, daß
ein Knochen gebrochen ist. Da ist es nun sehr wichtig, ob die
Haut unversehrt ist, oder ob sie eine Wunde hat; im letzteren
Falle spricht man von einem „komplizierten" oder offenen Bruch,
im Gegensatz zum geschlossenen Bruch. Ist eine Wunde vorhanden,
sieht etwa gar der gebrochene Knochen aus der Wrmde heraus,
so verbindet man die Wunde mit einem frisch dem Schrank ent¬
nommenen Wäschestück um sie zu schützen; das übrige wird der
Arzt besorgen. Ist die Haut nicht verwundet, so hat man darauf
Bedacht zu nehmen, daß der gebrochene Knochen nicht von innen
heraus die Haut durchsticht und so aus dem einfachen Bruch ein
komplizierter wird; Brüche mit Hautwunden heilen nämlich
schlechter als geschlossene, weil sie leicht verunreinigt werden.
Wenn man also einen Verunglückten mit gebrochenem Bein
aufhebt, muß eine Person sich eigens um das verletzte Bein
annehmen und Sorge tragen, daß dasselbe nicht abgeknickt wird.
Man „schient" das gebrochene Bein, d. h. man bindet es an
Stöcke oder Latten fest, so daß es an der Bruchstelle geschützt
ist und sich nicht mehr viel bewegen kann. Oft wird dadurch
geschadet, daß ein Unkundiger den Versuch macht das verletzte
Körperglied einzurichten. Namentlich wenn ein Bruch nahe einem
Gelenk sitzt, glaubt der Unerfahrene gerne, es sei etwas verrenkt,
und macht grobe Bewegungen um das Gelenk wieder zum Ein¬
schnappen zu bringen. In Wirklichkeit aber reibt er die gebrochenen
Knochen gegeneinander, so daß sie sich erst recht verschieben und
Schwellung und Schmerzhaftigkeit noch zunehmen. Das Ein¬
richten von verrenkten und von gebrochenen Gliedern ist eine
Kunst, die erlernt sein will; man überlasse dies daher denen, die
sich wirklich darauf verstehen.
Privatdozent Pr. Rudolf Grashey in München.
I(Aus dem Wochenblatt des landwirtschaftlichen Vereins in Bayern.)
139. Der fränkische Gemüsebau.
Franken hat zwei berühmte Gebiete des Gemüsebaues: das
„Knoblauchland" nordwestlich von Nürnberg und die Gärtnerei
bei Bamberg. In beiden Gegenden hat man etwa seit dem vier¬
zehnten bis fünfzehnten Jahrhundert angefangen den mageren
Sandboden durch Pflege und verständigen Anbau auszunützen
und zu verbessern. Namentlich ist er seit Einführung eines
besseren Düngverfahrelis vor etwa 100 Jahren außerordentlich
ertragsfähig geworden. Alles beruht hier auf Fleiß.
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