fullscreen: Drittes Lesebuch für die oberen Mittelklassen der deutschen Volksschulen

122 
124. Blau-Yeilchen. 
Ein kleines Blau-Yeilchen 
stand eben erst ein Weilchen 
unten im Tal am Bach. 
Da dacht’ es einmal nach 
und sprach: 
„Daß ich hier unten blüh’, 
lohnet sich kaum der Müh’, 
muß mich überall bücken 
und drücken, 
hin so ins Niedere gestellt, 
sehe gar nichts von der Welt. 
Drum wär’ es ganz gescheit getan, 
ich stieg ein bißchen höher hinan.“ 
Und wie gesagt, so getan. 
Aus dem Wiesenland 
mit eigener Hand 
zieht es ein Beinchen nach dem andern 
und begibt sich aufs Wandern. 
„Drüben der Hügel wär’ mir schon recht; 
wenn ich den erreichen möcht’, 
könnt’ ich ein Stückchen weiter sehn; 
dahin will ich gehn.“ 
Und so, in behendem Lauf, 
steigt das Veilchen den Hügel hinauf, 
pflanzt sich dort oben ein 
im schönsten Sonnenschein. 
Kaum aber hat es hier einen Tag gestanden, 
meint es: „Von allen Landen 
sieht man hier oben kein großes Stück, 
man hat keinen freien Blick; 
aber auf jenem Berge dort, 
das wär’ ein Ort, 
wo ich wohl möchte stehn, 
um in die weite Welt zu sehn. 
Drum wär’ es noch gescheiter getan, 
ich stieg ein bißchen höher hinan.“ 
Und wie gesagt, so getan.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.