„Nicht unser Nächster, Vater? Nichtunseres Geschlechtes?"
sagte er und richtete die großen Augen zu dem Vater und
drängte diesen, stehen zu bleiben. „Macht nicht der gleiche
Gott über ihm als über uns? Nicht unser Nächster? Meil
er kein s)ude ist, deshalb sollen wir ihn liegen lassen! And
wenn er hier stirbt? Nein Vater, das ist Dein Ernst nicht,
das kann Dein Ernst nicht sein! — Doch Du sagst es und
ich habe noch nie Dein Gebot verlassen!" So setzte er
sinnend hinzu.
Und schweigend, abgewandten Angesichts wie die
Pharisäer vor ihnen, gingen auch sie an dem Unglücklichen
vorüber. Der hatte aber gar nicht aus ihre kchlse gerechnet,
er kannte ja die Satzungen der Juden.
Nein Mort mehr sprach Jesus auf dem ganzen Wege.
Und wie der alte Vater Joseph aus die Megewarte deutete,
die mit ihren großen blauen Augen nach der untergehenden
Sonne schaute, da nickte j)esus nur, aber er blieb nicht
stehen wie sonst, er freute sich nicht an den Blumensternen
wie sonst. Mar es ihm doch, als ob all die blauen Augen
sich auf ihn und den Vater richteten mit der Frage: Nicht
euer Nächster? — Und als am Heimweg die Megewarten
ihre Augen schon geschlossen hatten, da meinte er, sie hielten
vor ihm und den: Vater die Augen geschlossen, wie er es
schon getan, wenn Esau, der Nachbar, manchmal seinen
Hund schlug. — „Er ist nicht unser Nächster!" — Dies
Mort wollte Jesus nicht mehr aus dem Sinn aus dem
ganzen Meg. Und daheim, nachdem sie die Abendsuppe
gegessen hatten und sich Joseph und Marie noch etwas vor
das Haus auf die Steinbank setzten wie sonst, da ging Jesus
hinaus in sein Stübchen. Und da saß er lange, lange. Der
Mond leuchtete ins Fenster und die Sterne nickten herein.
Aber Jesus sah nicht den Mond und nicht die Sterne. Er