Full text: Volkswirtschaftliche Ergänzungen zum Lehrstoffe der Volksschule

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D. Rechnen. 
Hohe Staats¬ 
zinsen. 
Zinsverbote. 
à. Die Türkei zeigt uns einen wirtschaftlich und politisch sinken¬ 
den Staat. Die fortwährenden Kriege, die allgemeine Faulheit und 
das Ausraubungssystem der herrschenden Muhamedaner haben die 
einst blühende Balkanhalbinsel teilweise in ein armes Land verwandelt. 
Was ist aus dem Lande, da „Milch und Honig fließt", aus Palästina 
unter der Türkenherrschaft geworden? Ein sonnenverbrannter, wüster, 
wasserloser und ruinenreicher Steinhaufen. Hohe Staatszinsen 
sind in unseren T agen fast immer ein bedenkliches Zeichen. 
Hast du dir später einige hundert oder tausend Mark erspart, so 
sei vorsichtig in der Anlage derselben! Laß dich nicht blenden durch 
hohen Zinsfuß! Bedenke, daß deine Arbeit in dem Gelde steckt, 
dein Schweiß und deine Entbehrungen daran kleben. Diese 
sind wahrlich zu schade dazu, daß Faullenzer fremder Länder davon 
herrlich und in Freuden leben. Ähnliches gilt auch von all und 
jeder Aktienunternehmung. Vorsicht ist auch hier Mutter der Weis¬ 
heit. „Prüfet alles und das beste behaltet", sagt einmal der Apostel 
Paulus. Das gilt auch aus wirtschaftlichem Gebiete bei Kapital¬ 
anlagen. 
6. a. In dem Kapitel: „Zustand der Naturvölker" habe ich mit 
euch die Anfänge wirtschaftlicher Kultur besprochen. Ans 5a. dieses 
Kapitels habt ihr gelernt, daß von Kapitalzins ans niedrigster Kultur¬ 
stufe so gut wie gar nicht die Rede sein kann. 5 b zeigt, daß beim 
Anfange wirtschaftlicher Kultur ein ungewöhnlich hoher Zinsfuß 
üblich ist. Das Altertum hatte eine falsche Ansicht über das Wesen 
der Herstellung von Wirtschaftsgütern (Arbeit, Kapital und Ver¬ 
einigung), wußte nicht, daß auch fremdes Kapital in den Händen 
unternehmender, geschickter Leute bedeutend zur Vermehrung beiträgt. 
Diese Leute sind dann sehr wohl in der Lage, für die Benutzung 
des fremden Kapitales eine mäßige Entschädigung zu zahlen. Da 
die Alten diese Hauptaufgabe des Kapitals nicht kannten, so er¬ 
blickten sie im Leihen eine gefährliche Versuchung zum wirtschaftlichen 
Herunterkommen des Einzelnen und im Zinsennehmen etwas Un¬ 
edles, sittlich Unerlaubtes. Die Religionsbücher vieler alten Völker 
verbieten das Zinsennehmen. 5. Mos. 23, 19—20 heißt es: „Du 
sollst an deinem Bruder (Israeliten) nicht wuchern, weder mit Geld 
noch mit Speise, noch mit allem, damit man wuchern kann. An 
den Fremden magst du wuchern." Den Muhamedanern verbietet der 
Koran gegenwärtig noch das Zinsennehmen. Doch giebt es gerade 
in muhamedanischen Ländern den unverschämtesten Wucher. Der
	        
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