&&&&&&&&&&&&&&&&&& 214. Teutsche Treue.
Anhang.
214. Deutsche Treue,
i.
Um den-Szepter Germaniens stritt sich mit Ludwig dem Bayer
Friedrich aus Habsburgs Stamm, beide gerufen zum Thron;
Aber den Austrier führt, den Jüngling, das neidische Kriegsglück
In den Fesseln des Feinds, der ihn im Kampfe bezwingt.
5 Mit dem Throne kauft er sich los, sein Wort muß er geben,
Für den Sieger das Schwert gegen die Freunde zu ziehn;
Aber was in Banden er gelobt, kann er frei nicht erfüllen;
Siehe, da stellt er aufs neu willig den Banden sich dar.
Tief gerührt umhalst ihn der Feind, sie wechseln von nun an,
io Wie der Freund mit dem Freund, traulich die Becher des Mahls,
Arm in Arm schlummern auf einem Lager die Fürsten,
Da noch blutiger Haß grimmig die Völker zerfleischt.
Gegen Friedrichs Heer muß Ludwig ziehen. Zum Wächter-
Bayerns läßt er den Feind, den er bestreitet, zurück.
45 „Wahrlich! So ist's! Es ist wirklich so! Man hat mir's geschrieben."
Rief der Pontifex aus, als er die Kunde vernahm.
Friedrich von Schiller.
II.
1. Hoch wie Glockenklang ertöne Lied von alter deutscher Treue,
Daß der alten goldnen Zeiten Angedenken sich erneue,
Wo das deutsche Herz noch bieder und voll Brudersinnes schlug
Und der Mann dem Worte traute ohne Falsch und ohne Trug.
2. Von dem Bayer überwunden saß auf Trausnitz' festem Schlosse
In dem engen Kerker schmachtend Friedrich, Habsburgs edler Sprosse;
Schon drei Jahre von der Heimat und den Seinen fern gebannt,
Schon drei Jahre lechzt der Herzog nach den: lieben Vaterland.
3. Und der Bayernfürst gerühret kommt zu enden seine Klage,
Bietet ihm die goldne Freiheit, daß er neuem Zwist entsage.
„Wohl, ich schwör' es," ruft der Herzog, „schwör' es treu mit diesem Eid!"
„„Nun, so sei zu dieser Stunde von des Kerkers Haft befreit!""
4. Und wie wenn vom Hauch des Maien aufgeweckt mit hellem Klingen
Sich zuni erstenmal die Lerchen jubelnd in die Lüfte schwingen,
Also fliegt der edle Herzog von der Freiheit süßer Lust
Wonnetrunken nach der Heimat an des Bruders treue Brust.
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