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Portugal.
Auf einer der Seefahrten, durch welche die Por¬
tugiesen sich das fünfzehnte Jahrhundert hindurch be¬
rühmt gemacht haben, entdeckte Americo Vespucci,
ein Florentiner, aber in portugiesischen Diensten, im
Z. 1500 einen Theil der Ostküste von Südamerika,
landete und nahm das Land für die portugiesische Krone
in Besitz. Die Spanier hatten aber von eben diesem
Südamerika, von dessen Nordküste her, ebenfalls schon
Besitz genommen, und es fragte sich, da man das Ganze
noch nicht einmal kannte, ob es den Spaniern, welche
es früher betreten hatten, trotz des portugiesischen Be¬
suches allein gehöre, oder ob man sich vielleicht in das¬
selbe theilen könne. Die Sache wurde nach damals
vorhandenen Ansichten dem Papste zur Entscheidung
vorgelegt, und Alexander VI. entschied durch beliebiges
Ziehen eines Kreises um die Erde in der Richtung von
Norden nach Süden, daß Alles, was östlich von dem¬
selben entdeckt wäre oder werden würde, den Portu¬
giesen, was westlich von demselben liege, den Spaniern
gehören solle. So fiel das große und an Naturpro¬
dukten überreiche Brasilien den Portugiesen zu. Zu
schwach an Menschenzahl jedoch, um große Colonicen da¬
selbst anlegen zu können, haben die Portugiesen sogar bis
heute noch nur einen geringen Theil des Landes kennen
gelernt und bewohnbar gemacht. Man schränkte sich
auf die Gegenden ein, in welchen Edelsteine und Gold
mit leichter Mühe zu erhalten sind.
Die Zeiten der französischen Revolution brachten
auch in Portugal große Veränderungen hervor, als der
französische Kaiser in dem Kriege mit England den Ge¬
danken faßte, England von dem Handel mit dem übrigen
Europa so lange auszuschließen, als man englischer
Seits auf dem Grundsätze bestehen würde, daß Schiffe
neutraler Länder mit den Ländern, die Krieg mit Eng¬
land haben, keinen Handel führen dürfen. Portugal
hatte seit ein hundert Zähren die engsten Handelsver-