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des Sommers zieht er in das Feld, blutdürstig wie der wildeste Mord—
geselle. Leise hebt der Iltis die Beine und von seinen Sprüngen hörst
du nicht das mindeste Geräusch, die behaarten Sohlen seiner Pfoten
geben ihm einen weichen Tritt, wie ihn die Katze hat. Bei jedem
Sprunge biegt sich der schlanke, etwa *5 Elle lange Leib im Bogen
nach oben; wie eine Schlange gleitet er zwischen Gras und Kräutern
hindurch.
Ein Mäuschen hüpft in der Ackerfurche, flink wie ein Tanzmeister;
aber der Iltis versteht das Springen noch besser, ein Satz und ein
Biß! — kaum daß das Tierchen noch einen Notschrei ausstoßen konnte,
so ist sein Kopf schon zermalmt. Ein schlechter Anfang, meint der
Iltis, aber etwas ist besser, als nichts. Er zieht weiter zum Hamster—
hau. Der alte Geizhals sitzt vor seinem Hause und putzt sich mit den
Pfoten den Tau vom Barte. Da springt ihm der Iltis von hinten
auf das Genick, und ehe der Erschrockene sich umwendet, um mit den
kräftigen Zähnen sich zu wehren, sind ihm schon die Halsadern zer—
rissen. Die Mahlzeit lohnt sich schon besser, spricht der Mörder; aber
das Beste ist das weiche Nest, es giebt ein hübsches Sommerquartier.
Die Mordlust treibt ihn weiter; am Feldraine macht er Halt. Hier
riecht es nach Honig, die Hummeln haben gewiß schon eingetragen.
Er kratzt sie heraus und verspeist die süße Frucht ihrer Arbeit. Eine
Kröte schleicht zwischen den Kohlpflanzen umher und sucht die Schnecken
ab. Schlechtes Fleisch das! knurrt der Iltis, kaum zwei Tropfen
Blut im ganzen Tiere und obendrein kalt wie Bachwasser, aber für
den Fall der Not ist es doch zu brauchen. Er will sie eben nach dem
Hamsterloche schleppen, als es dicht neben ihm raschelt: ein Aal
macht einen Nachtspaziergang nach dem Erbsenfelde. Nur wenige
Windungen macht er nach vorwärts, und die scharfen Zähne des Iltis
sitzen ihm im Fleische. Es giebt einen wilden Kampf; denn der Aal
ist ein kräftiger Bursche und nimmt es schon mit einem Feinde auf.
Aber der Iltis faßt den glatten Gesellen so, daß dieser sein Gebiß
nicht gebrauchen kann, zerbeißt ihm den Schädel und schleppt ihn in
die Vorratskammer des Hamsters. Wenige Minuten darauf ist er
schon wieder auf der Jagd. Dort hinter dem Klee hat eine alte
Rebhenne ihr Nest, sie sitzt auf den Eiern und schläft. Der Iltis
faßt sie und beißt ihr den Kopf ab. Hungrig ist er nicht mehr, er
will nur etwas Leckeres haben; so säuft er ein wenig Blut, frißt das
Gehirn und schleppt dann das Rebhuhn zu Kröte und Aal. Dann
kehrt er zurück und holt auch die Eier, eins nach dem andern, geschickt
drückt er sie mit dem Kinne gegen die Brust und trägt sie in seinen
Schlupfwinkel, ohne eins zu zerbrechen. Hindert ihn morgen etwa
das Wetter am Ausgehen, so öffnet er sie vorsichtig mit den Zähnen
und leckt sie aus. Kein Tier des Feldes ist vor dem Iltis sicher,
selbst die Kreuzotter nicht.
Das Beste am Tiere ist der Balg, Mitte Winters bezahlt ihn der
Kürschner mit einem Gulden. Wenn sich der unangenehme Geruch
verloren hat, den das Tier bei Lebzeiten hatte, so nimmt sich der
braunschwarze Pelz mit weichem gelblichem Wollhaar recht hübsch aus.