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dem, was wir gegessen und getrunken haben? In dem Tropfen, welchen
er aufschlürft, hat er das kräftigste Brot und den saftigsten Braten,
den feinsten Wein und
das schmackhafteste Bier,
den süßesten Apfel und
den würzigsten Zimmet,
süß und sauer, salzig
und bitter, und dies
alles in einer Schüs—
sel auf einmal und
ccc * auf das leckerste ge—
mischt.
Du siehst, von ganz
Der leh hr verarbbert. besonderer Art ist die
Speise des Flohes, du
selbst bist sie; aber ebenso besonders ist der Mund, mit welchem das
Tier die Speise zu sich nimmt. Er besteht zuerst aus 2 Unterkiefern.
Diese haben die Gestalt von Säbelklingen, sind hart wie Eisen und
scharf wie Rasiermesser. Mit furchtbarer Gewalt haut sie der Floh in
das Fleisch hinein. Die Wunde würde eine tödliche sein, wären diese
mörderischen Waffen nicht winzig klein. Wie der Säbel des Husaren
in der Scheide, so stecken die Unterkiefer in den Oberkiefern. Diese
drückt der Floh auf die verwundete Stelle auf, und nun ist es gerade
so, als wenn der Barbier deinem Vater einen Schröpfkopf auf den Arm
setzt. In der kleinen Höhle, welche die Kiefer bilden, strömt aus den
Wunden das Blut zusammen und wird hier vom Flohe mit seiner
borstenförmigen Zunge aufgeleckt.
Ein anderes, was uns bei dem Flohe zum Staunen bringt, sind
seine riesigen Sprünge. Es muß einer ein tüchtiger Turner sein,
will er ohne anzusetzen mit gleichen Beinen 19 bis 2 Ellen hoch
springen, das heißt, etwa die Hälfte seiner Körperlänge. Der Floh aber
springt zweihundert Mal höher, als er lang ist. Dazu helfen ihm unter
seinen 6 Beinen die 2 letzten, diese sind Springfüße und außerordentlich
stark und fest. Könntest du es ihm nachmachen, so möchte der rotbäckige
Apfel noch so hoch hängen, er wäre vor deinen Zähnen nicht sicher,
und so oft es dir einfiele, könntest du auf der Fahne des höchsten
Turmes dich nach dem Wetter umsehen.
204. Die Kornmotte.
Auf Kornböden, wo altes Getreide lagert und der freien Luft
der Zutritt, der Zugluft der Durchgang versperrt wird, ist das Para—
dies der Kornmotte. Mit weißlich-grauen, gefransten Flügeln,
gleichwie mit einem rundlichen Dache bedeckt, sitzt sie an Mai- und
Junitagen ganz ruhig, scharenweise oft, an Wänden und Balken; doch
wenn die Dämmeruͤng eintritt, erhebt sich die Masse und flattert auf
dem Boden herum. Von Zeit zu Zeit senkt sich eine der Schwärmenden
wie ermattet herab und läßt sich auf dem Korne nieder. Sie legt