Full text: Für Mittelklassen (Stufe 2)

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quicken und die Erde mit fruchtbarem Tau auffrischen. Dein Kleid 
soll sein grün, dem grünen Holze des Lebens zu Ehren. Dein Amt 
soll sein, den Menschen täglich zu predigen, daß ihrer nach dem 
Trübsalswinter des irdischen Lebens der stets grünende Frühling der 
Ewigkeit warte. 
Zu der anderen Jahreszeit wurde gesagt: Dein Name soll Sommer 
heißen, weil du täglich von der Sonne Klarheit mehr und mehr zeugen 
sollst; und dein Kleid soll sein von tausend Farben zur Erinnerung, 
daß die Güte des Herrn tausendfältig unter den Menschen blühe. 
Dein Amt soll sein zu predigen, daß die unsichtbare Sonne kräftiger 
sei in den Herzen der Frommen, als die sichtbare Sonne in den Ge— 
wächsen der Erde, sie zu ihrer Vollkommenheit zu bringen. 
zZu der dritten Jahreszeit wurde gesagt: Dein Name soll Herbst 
heißen, weil du den herben Winter ankündigen sollst. Dein Kleid soll 
grau sein zu guter Erinnerung an den greisen Tod. Dein Amt soll 
sein, den Menschen täglich zu predigen, wie alles Fleisch Heu und alle 
Herrlichkeit des Menschen wie das Gras auf dem Felde sei; denn der 
Geist des Herrn bläsetl darein. Das schönste Obst, welches du den 
Meunschen giebst, soll ihnen weisen, daß auch ihre Leiber täglich faul 
und mürbe werden. 
Zu der vierten Jahreszeit wurde gesagt: Dein Name soll Winter 
heißen, weil der Wind dein Herr ist und Ungewitter, Sturm, Frost 
und Schnee nach und nach erregen wird. Vein Kleid soll schnee⸗ 
weiß sein, dem hinfallenden Alter zum Gedächtnisse. Dein Amt soll 
sein, den Menschen täglich zu predigen: Dulde das Böse, hoffe das 
Beste; denn nach dem Winter kommt der Sommer, nach Ungewitter 
Sonnenschein, nach Trauern Freude, nach der Vergänglichkeit die 
Ewigkeit. 
106. Das Rirchenjabhr. 
Zur heiligen Weihnacht vard's beschert, 
dass Gott bei so armem Volk einkehrt. 
Karfreitag giebt dié Dornenkron' 
ihm für so reiche Huld zum Lohn. 
Ostern macht er den Tod zum Spott, 
dass er vergriff sich selbst an Gott. 
Setzt auf den Thron sich Himmelfabrt; 
gar treulich nun seine Kirche wabrt. 
Taässt das am Pfingstfest plötzlich seh'n 
dureh seines Geistes gewaltig VNeh'n; 
und bis ans End' sie nicht mehr lässt, 
wie dir dies zeigt das Totenfest. 
Solch' reicher Gnad' sich stets zu freu'n, 
Setzt er dann auch den Sonntag ein.
	        
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