33
Die Völkerwanderung.
sprechen, den Hunnen in allen ihren Kriegen beizustehen;
behielten übrigens aber ihre Sprache, ihre Gesetze und ihre
eigenen Könige.
Die A lauen gingen immer weiter an der Donau hin¬
unter nach Abend zu, vereinigten sich mit andern deutschen
Völkerschaften, den Vandalen, Burgundern, und ei¬
nem Theil der Sueven, brachen im Anfange des fünften
Jahrhunderts nach Christi Geburt in das jetzige Frank¬
reich und Spanien ein und nahmen den Römern einen
großen Theil dieser Länder weg. Es war eine große Un¬
ruhe und Wanderungslust in die Völker gefahren.
16. Rom zum erstcnmahl von den Deutschen
erobert. 410.
Am schlimmsten erging cs aber um diese Zeit den Rö-
mern mit den Westgothen. Diese waren, als sie vor den
Hunnen wichen, über die Donau nach Mittag zu in die
Länder gegangen, welche jetzt die europäische Türkei ausma¬
chen. Sie geriethen hier in Streit mit dem römischen Kai¬
ser Valens, der seinen Sitz in Coüstantinopel hatte, —-
es waren damahls gewöhnlich mehrere römische Kaiser, die
das ungeheure Reich unter sich getheilt batten. Valens wagte
eine Schlacht mit ihnen in der Gegend von Adrianopel.
Sie war aber so unglücklich, daß sein ganzes Heer geschla¬
gen wurde, und daß er selbst in einer Bauernhütte, worin
er sich geflüchtet, verbrannte.
Nun mußte man den Westgothen, gern oder ungern,
Wohnsitze in diesen Gegenden einräumen. Sic hielten sich
auch eine Zeitlang ruhig. Aber im römischen.Reich jelbst
war Neid und Zwietracht; der Kaiser, der in Konstantino¬
pel wohnte, war mißgünstig.gegen den, welcher Rom und
Italien unter seiner Herrschaft hatte, und um ihm einen
Übeln Streich zu spielen, reizte er den wcstgothischen König
Alarich, einen kühnen und unternehmenden Mann, daß
er nach Italien zog, um sich dort und vielleicht in meb-
teren angranzenden Landern ein eigenes, großes Reich zu
stiften. Die Westgothen folgten ihrem tapfern Könige gern;
ste drangen in Italien ein, und erschienen im I. 408 vor
fcnt Mauern Roms. Das war eine unerhörte Begebenheit,
^eit <800 Jahren hatten die Römer keinen Feind in ihren
Mauern geseben, und länger als 400 Jahre hatte diese
Stadt nun die Herrschaft fast der ganzen Welt in Händen
jehabt. Der alte Stolz wollte sich noch einmahl regen; sie •
i Orderten den Alarich auf, augenblicklich vor ihren Martern
'"'Zuziehen, wenn er nicht den Zorn des tapfern und sehr
«oylr. d. G. f. Volksschulen. 3