Gnechische Schriftsteller. 105
bius beginnt. Er drang tief in das innere Wesen der rö¬
mischen Staatsverfassung ein; wegen seiner rhetorischen
Bildung blieb aber der Pragmatismus des Polybius von
ihm unerreicht. — Diodor von Sicilien, ein Zeitge¬
nosse des Casar und August (blühte 20 — 8 I. v. C.),
schrieb, nach Casars Tode, eine allgemeine Geschichte von
den ältesten Zeiten bis auf Casars gallische Kriege in einem
leichten, deutlichen und dem Polybius nachgebildeten Style,
in welcher er seine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen
eben so niederlegte, wie er seine gebrauchten Quellen an¬
gab, und eine bestimmte Zeitrechnung festhielt. — Sorg¬
fältiger und für deutlich vorliegende Zwecke berechnet, schrieb
der aus königlichem Geschlechte stammende Pharisäer Jo¬
seph« s (70 I. n. C.) die Geschichte des jüdischen
Krieges und der Zerstörung Jerusalems als Augenzeuge.
In seiner Archäologie bemühte er sich, das Wunderbare
in der Geschichte seines Volkes zu verwischen, um sie da¬
durch den Griechen und Römern weniger anstößig zu ma¬
chen. Demungeachtet fehlt ihm der echtgricchische Geist,
weil er, bei einer leichten Darstellungsgabe und bei man¬
nigfaltigen Kenntnissen, zu viel Leichtgläubigkeit und jüdi-
sch e Ansichten verrath. — Dagegen spricht aus P lu ta r ch ö
(des Böotiers, ch ums I. 130 n. C.) 44 Parallelen,
in welchen er, mit wenigen Ausnahmen, immer zwei merk¬
würdige Männer, gewöhnlich Römer und Griechen aus
einerlei Zeitalter, in ihrem Privatleben mit Scharfsinn und
reifer Beurtheilung, nach edeln Grundsätzen und mit einem
Schatze eigner und fremder Erfahrungen vergleicht, eine
echte Lebensphilosophie, die noch mehr anziehen würde,
wenn nicht der ungleiche rhetorische Styl durch künstlich ge¬
hauste Gelehrsamkeit und weit hergehohlte Anspielungen zu
sehr überladen wäre. — Mit sorgfältiger Nachbildung des
polybischen Styls, welchen er aber nicht erreichte, stellte
Appian (aus Alexandrien, ums Jahr 1.47 n. C. — er
lebte in Rom) die Erzählung andrer beglaubigter Schrift¬
steller über die römische Geschichte, von Troja's Zerstörung
bis auf August, ohne eigne Forschung zusammen.— Einen
großem Werth behauptet daö Werk des Dio Cassius