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Sechster Zeitraum.
tibosö noch mehr verpflichten wollte, überließ demselben
auch Böhmen. Zwentibold aber benutzte diese Ver¬
stärkung seiner Macht zur Empörung gegen seinen Oberherrn
und Wohlthäter. Hatte nun Arnulph schon durch die
Vergrößerung der Macht des Zwentibold einen Staats¬
fehler begangen; so beging er jetzt einen zweiten, als er die
Magyaren (Ungarn), einen erst ums Jahr 889 im Lande
am Fuße der Karpathen eingewanderten nomadischen rohen
Volksstamm, gegen die Mährer aufrief, weil sie nicht nur
einen großen Theil des mährischen Reiches sich zueigneten,
sondern auch für die Zukunft die Ruhe und Sicherheit
Teutschlands bedrohten, obgleich damals durch ihre Bei¬
hülfe Zwentibold besiegt und von neuem zinsbar ward.
Diese Magyaren waren durch die Petschenegen,
welche sich auf sie warfen, und die Petschenegen wieder von
den im südlichen Sibirien lebenden Uzen zum Weiterziehen
genöthigt worden. Die Magyaren, in der Nahe von Kiew
von den Russen zurückgewiesen, wandten sich nach Panno¬
nien, wo sich die Ueberbleibsel mehrerer Völker, besonders
der Avaren, mir ihnen vermischten, und ihre Fürsten aus
dem Hause Arpad (897) unter sich das besetzte Land ver¬
theilten, das durch einen Theil von Mahren vergrößert ward.
— Erst im eilften Jahrhunderte ward Mahren auf sei¬
nen gegenwärtigen Umfang eingeschränkt, und kam in Ab¬
hängigkeit von Böhmen.
311.
Italien.
In Italien wogten beständige Stürme schon unter
den letzten schwachen Regierungen. Nach der Absetzung
Karls des Dicken von den Teutschen hielten auch die Völ¬
ker Italiens und Frankreichs zu einer neuen Königswahl
sich berechtigt, ohne auf die vorhandenen geistig schwachen
Karolinger Rücksicht zu nehmen. In Frankreich wirkte die
Gefahr vor den Normannern; man wollte einen Mann auf
dem Throne. In Italien traten zwei mächtige Vasallen,
Nachkömmlinge der Karolinger in weiblicher Linie, die Her-